Volltext: Oberösterreich im Weltkrieg

Bildungsanstalten und Schulen. 93 
Mangel des physikalischen Institutes und des Zeichensaales. Daher konnte Freihand¬ 
zeichnen nur in beschränktem Maße geübt werden, bis der Zeichenlehrer Mitte Mai 1915 
zur militärischen Dienstleistung einrückte. Seitdem muß es leider ganz entfallen. Dem 
Fehlen der naturgeschichtlichen Sammlungen und der reichen Anschauungsmittel der 
Anstalt zu Urfahr wird durch Ausnützung dessen, was Haus und Umgebung bietet, 
möglichst zu steuern gesucht, denn es findet sich nur das Allernotwendigste an Büchern, 
Anschauungsbildern, Wandkarten und geometrischen Modellen in den neuen Unterkunfts¬ 
orten. Auch die alten Kataloge, Drucksorten mußten fast alle in Urfahr bleiben und 
müssen gegebenenfalls dort nachgeschlagen oder geholt werden! Der Betrieb des Ge¬ 
sanges und der Musik mußte infolge Trennung der Anstalt in zwei Teile und mangels 
an Raum leider sehr eingeschränkt werden. Hiebei kommt auch der Rückgang der 
Schülerzahl in Betracht. Sie sank von 368 im Herbst 1914 auf 236 im Herbst 1916. In 
den ersten Klassen wird nämlich kaum oder knapp die Hälfte der Schülerzahl früherer 
Jahre erreicht, die oberen Klassen werden durch die Militärmusterungen dezimiert. 
Seit Kriegsbeginn wurden nämlich zum Kriegsdienst 
für 
tauglich erklärt 
von 
musterungspflichtigen 
der Schüler 
der Klasse 
des Schuljahres 
16 
28 
28 
VIH. 
1914/15 
38 
381 
381 
VIII. 
1915/16 
361 
381 
391 
VIII. 
1916/17 
22 
30 
42 
VII. 
, 
2 
5 
35 
VI. 
11 
4 
5 
43 
V. 
11 
■ —■ -£'■ 
1 
36 
IV. 
11 
Zus. . 1181 
1452 
261* 
dieser sieben 
Klassen. 
Es wurden also 81°/0 der Musterungspflichtigen zum Kriegsdienst herangezogen, 
aus.der VIII. Klasse 1915/16 alle Zöglinge, aus der VIII. Klasse 1916/17 alle bis auf drei, 
von denen einer noch nicht musterungspflichtig ist. Was das für den Nachwuchs des 
Priesterstandes bedeutet, zeigt sich im bischöflichen Priesterseminar, wo 1916/17 kein 
erster Jahrgang zustande kam. 
Von denen, die als Zöglinge unter die Waffen traten, sind, soweit jetzt die Nach¬ 
richten reichen, 4 tot, davon 3 vor dem Feinde gefallen, einer dem Siechtum erlegen, 
15 verwundet, 8 ausgezeichnet. Im ganzen sind von solchen, die ihre Studien an dieser 
Anstalt vollendeten, 10 tot, 18 verwundet, 48 ausgezeichnet, darunter 8 Feldkuraten, 
3 andere Seelsorgspriester und 13 Studierende der Theologie. Von solchen, die ihre 
Ausbildung nur teilweise dieser Anstalt verdanken, sind 23 tot, 7 verwundet, 22 aus¬ 
gezeichnet. 
Während der Ferien beteiligen sich drei Viertel der Schüler eifrig an landwirt¬ 
schaftlichen Arbeiten. An Sammlungen für Kriegszwecke in den fremden Landgemeinden 
konnten sie naturgemäß nicht teilnehmen. Dafür sammelten sie untereinander für ihre 
überaus bescheidene Vermögenslage bedeutende Summen, und zwar als Weihnachts¬ 
gabe für die Soldaten im Felde 1914/15 451 K 82 h, für den Landeshilfsverein vom Roten 
Kreuz für Oberösterreich in Linz bisher 311 K 96 h, während der Opfertage vom 4. bis 
8. Oktober 1916 für die, welche durch den Krieg invalid, tuberkulös, Witwen oder 
Waisen werden, 438 K 40 h, zur Kriegsaktion „Gold gab ich für Eisen“ Gegenstände im 
Schätzungsbefund von 71 K. 
Außer vielen Spenden der einzelnen geistlichen Mitglieder des Lehr- und Er¬ 
ziehungskörpers zu den verschiedensten Zwecken der Kriegsfürsorge, die sich hier der 
Mitteilung entziehen, steuerten sie zusammen seit November 1915 im Wege der Direktion 
zum Klerus-Kriegsfonds der Diözese Linz, der zunächst zur Fürsorge für invalide Krieger 
bestimmt ist, 1295 K bei. 
Seit Ostern 1915 leisten eine Anzahl Professoren von Gleink Aushilfe 
an der k. k. Staatsoberrealschule Steyr und ermöglichen so die Offenhaltung 
dieser Staatsanstalt. Im letzten Viertel des Schuljahres 1914/15 hielten dort 
6 Professoren 31 Stunden, im Schuljahre 1915/16 7 Professoren im I. Se¬ 
mester 44, im II. 45 Stunden, im Schuljahre 1916/17 im I. Semester 45 (im 
II. Semester 46) Stunden wöchentlich. — Erwägungen über Verpflegungsmög¬ 
lichkeit, die für einen solchen Körper besonders schwer ins Gewicht fallen, 
führten im Sommer 1916 zum Entschluß, im Schuljahre 1916/17 auch die 
III. Klasse in Schlierbach unterzubringen. So zählen im Herbste 1916 die L,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.