Geschichte.
Schloß Schönbrunn, „das österreichische Versailles", am Saume
der Stadt, am Rande sanft gewellter Hügel lieblich gelegen, wie
ein breiter prunkvoller Riegel vor den herrlichen Park geschoben,
mit dem es sich harmonisch zu künstlerischer Einheit zusammenschließt, ist
in seiner heutigen Gestalt größtenteils ein Denkmal der Zeit Maria
Theresias. Allerdings reicht seine Baugeschichte viel weiter zurück. Schon
am Ende des 16. Jahrhunderts stand an Stelle des heutigen Repräsen-
tationsbaues ein einfaches Jagdschloß, die sogenannte „Gatterburg", ein
Lieblingssitz Kaiser Maximilians II. Als Freund der Jagd ließ dieser das
alte Schloß umgestalten, ließ den Tiergarten anlegen und schuf eine
Fasanerie, Fischteiche und Geflügelzucht. Seinem jüngsten Sohn Matthias
wird die Entdeckung des „schönen Brünnleins" zugeschrieben, das dem
Ort den Namen gab. Bald nachher kam das Schloß in den Besitz der
Eleonore von Mantua, der zweiten Gemahlin Kaiser Ferdinands II., die
hier ihre Witwenjahre verlebte. Nach ihrem Tode (1655) schenkte Fer-
dinand III. den kostbaren Besitz seiner dritten Gemahlin Maria Eleonore
Gonzaga. Von dem Aussehen des alten Schlößchens zu jener Zeit gibt
uns ein Stich von 1672 in Vischers Topographie von Niederösterreich
Kunde. Er zeigt auf unregelmäßigem Grundriß einen Komplex verschie¬
dener Gebäudeteile mit gotischen Reminiszenzen, einen offenen Lauben¬
gang über dem mit Ornamenten gezierten Renaiffanceportal und einen
barock gedeckten Kapellenturm. 1683 wurden Schloß und Nebengebäude
von den Türken in Trümmer gelegt, der Garten lag verwüstet.
Zwölf Jahre später faßte Leopold I. den Plan, für seinen Sohn Josef
hier eine fürstliche Sommerresidenz zu errichten. Dem bedeutendsten Hof-
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