Volltext: Das Lustschloß Schönbrunn [7]

Geschichte. 
Schloß Schönbrunn, „das österreichische Versailles", am Saume 
der Stadt, am Rande sanft gewellter Hügel lieblich gelegen, wie 
ein breiter prunkvoller Riegel vor den herrlichen Park geschoben, 
mit dem es sich harmonisch zu künstlerischer Einheit zusammenschließt, ist 
in seiner heutigen Gestalt größtenteils ein Denkmal der Zeit Maria 
Theresias. Allerdings reicht seine Baugeschichte viel weiter zurück. Schon 
am Ende des 16. Jahrhunderts stand an Stelle des heutigen Repräsen- 
tationsbaues ein einfaches Jagdschloß, die sogenannte „Gatterburg", ein 
Lieblingssitz Kaiser Maximilians II. Als Freund der Jagd ließ dieser das 
alte Schloß umgestalten, ließ den Tiergarten anlegen und schuf eine 
Fasanerie, Fischteiche und Geflügelzucht. Seinem jüngsten Sohn Matthias 
wird die Entdeckung des „schönen Brünnleins" zugeschrieben, das dem 
Ort den Namen gab. Bald nachher kam das Schloß in den Besitz der 
Eleonore von Mantua, der zweiten Gemahlin Kaiser Ferdinands II., die 
hier ihre Witwenjahre verlebte. Nach ihrem Tode (1655) schenkte Fer- 
dinand III. den kostbaren Besitz seiner dritten Gemahlin Maria Eleonore 
Gonzaga. Von dem Aussehen des alten Schlößchens zu jener Zeit gibt 
uns ein Stich von 1672 in Vischers Topographie von Niederösterreich 
Kunde. Er zeigt auf unregelmäßigem Grundriß einen Komplex verschie¬ 
dener Gebäudeteile mit gotischen Reminiszenzen, einen offenen Lauben¬ 
gang über dem mit Ornamenten gezierten Renaiffanceportal und einen 
barock gedeckten Kapellenturm. 1683 wurden Schloß und Nebengebäude 
von den Türken in Trümmer gelegt, der Garten lag verwüstet. 
Zwölf Jahre später faßte Leopold I. den Plan, für seinen Sohn Josef 
hier eine fürstliche Sommerresidenz zu errichten. Dem bedeutendsten Hof- 
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