Ferwallgruppe.
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die Kämme mit grosser Steilheit (vgl. Waltenberger S. 3). Es ist hier
nicht der Platz, es ziffernmässig zu beweisen, da dies der Gegenstand
einer selbständigen, ziemlich umfangreichen Arbeit wäre. Es ist ein
leuchtend, dass ein solcher Gebirgsbau fiir die Entwickelung grosser
Gletscher nicht günstig ist, wie ja auch in der Silvrettagruppe nur dort,
wo die Formen etwas sanfter und die Gehänge daher geräumiger sind,
also besonders in dem Kamme zwischen Ochsenthal und Jamthal die Ver
gletscherung grössere Dimensionen annimmt, während sie in der Nähe
der höchsten, so überaus stattlichen Gipfel, wie Piz Linard und Flucht
horn , verhältnismässig . unbedeutend ist. Doch folgt andererseits aus
diesen Verhältnissen auch die Häufigkeit kleiner, und zwar sehr tief
liegender Gletscher, welche am Fusse der hohen, in die Schneeregion
sich erhebenden Gipfel und unter deren Schutze sich anhäufen und
erhalten können. Gletscher in überraschend tiefen Lagen sind also
hier sehr häufig; man würde aber daraus allein kaum eine tiefe Lage
der Schneegrenze folgern dürfen. Diese ergibt sich allerdings aus einigen
anderen Merkmalen.
Die Ferwallgruppe erfüllt das Dreieck zwischen Montavon, Paz-
naun und der Arlberglinie; für unsere Aufzählung kommt aber fast
nur der östliche Ast in Betracht, welcher, parallel dem Paznaunthal,
vom Zeinisjoch bis Landeck zieht. Der westliche Teil der Gruppe,
der vom Zeinisjoch. nördlich zum Arlberg geht und die Wasserscheide
zwischen Inn und Rhein trägt, bildet keinen zusammenhängenden Kamm,
sondern besteht aus mehreren, von West nach Ost laufenden kurzen
Kammstücken, welche durch niedrige Querjoche verbunden sind.
Von diesen Querkämmen ist nur der nördlichste vergletschert.
An der Nordseite der Is edel er- (wohl besser mit Koch Isethäler- oder
ins Hochdeutsche übersetzt: Eisenthaler-) Spitze finden sich zwei Glet
scher von 46,8 und 36 ha. Leider liegt in der O.A. keine Höhen
messung dieser Spitze vor; sie wird wohl nicht viel über 2800 m
hinaufgehen, die Gletscherenden liegen bei 2250 m! Ebenso ist es
beim benachbarten Kaltenberg (2895 m), welcher vier kleine Gletscher
von zusammen 54 ha aufweist, die bis auf 2300 m hinabreichen. Hat
ja selbst der südlich davon gelegene, nur 2600 m hohe Trostberg
auf der Nordseite eine Reihe permanenter Schneefelder. Es ist nicht
zu zweifeln, dass wir es hier nur mit Schlucht- und Lawinengletschern
in der Art der Kalkalpen zu thun haben.
Auch in dem oben erwähnten Hauptkamm der Ferwallgruppe
sind die Verhältnisse kaum anders. Der Ferwallgletscher (63 ha),
im Hintergrund des Ferwallthales, in streng nördlicher Lage, wird
von einem Kamme überragt, der nicht einmal 2800 m erreicht (Fädner-
spitze, 2787 m; Grieskogl, 2752 m ; Gaisspitz, 2746 m). Ihm östlich,
benachbart liegen an der Felsschneide, welche von der Patteriolspitze
südlich zieht, noch zwei Firnlager von 18 und 25 ha, eines westlich mit
7 ha. Auf der anderen Seite dieses Kammes, also nach Ost gekehrt,
dehnt sich der Fas'ulferner aus; ein stattlicher Gehängegletscher in
drei Abteilungen, von welchen die nördliche 78, die mittlere 108, die
südliche 42 ha misst. Die Enden liegen bei 2350 bis 2500 m.
Stärker vereist ist der Kamm, der das Fasulthal vom Moosthal