Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Anwendbarkeit von Brückners Methode. 
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sondern dass die Methode selbst absolut brauchbare Resultate erzielt 
und daher mit Vorsicht angewendet werden darf. Ich sage mit 
Vorsicht, denn es bleiben immer Einzelfälle übrig, die sich dem all 
gemeinen Gange nicht fügen und für welche besondere Erklärungen 
gefunden werden müssen. 
Hingegen gibt es allerdings auch andere Fälle, bei denen man 
zu ganz überraschend sicheren Ergebnissen gelangt. Bei solchen habe 
ich die Rechnung auch in folgender Weise angestellt. Ich habe die 
Höhenlinien, in deren Nähe die Schneegrenze verlaufen muss, dahin 
untersucht, welche von ihnen die den Lokalverhältnissen nach am meisten 
entsprechende Teilung gibt. Man findet dann nicht selten, dass that- 
sächlich gar nicht viel Wahl bleibt und die Scheidungslinie zwischen 
Schmelz- und Sammelgebiet nur zwischen ganz engen Grenzen liegen 
kann. So teilt am Niederjochgletscher die Höhenlinie von 3000 m 
den Gesamtgletscher im Verhältnis 1:1. Das ist offenbar zu hoch ge 
griffen. Die Isohypse von 2800 m bewirkt das Verhältnis 1 : 4,4, was 
bei einer so hochliegenden Eiszunge, wie die des Niederjochgletschers 
nach der anderen Richtung fehl gegriffen sein dürfte. Wir kommen 
also zur Linie von 2900 m, welcher das Verhältnis 1: 3,1 entspricht, 
und werden an dieser Höhe um so mehr festhalten können, als bei der 
geringen Neigung der Zunge eine Verschiebung der Grenze um nur 
50 m in der Vertikalen, eine Verschiebung von mehreren hundert Metern 
auf der Gletscheroberfläche bewirkt, wodurch sich die Raumverhältnisse 
alsbald den als unannehmbar erkannten Grenzwerten nähern. Bei steiler 
geneigten Gletschern ist diese Methode nicht so gut anwendbar, weil 
da eine Verschiebung der Grenze um 100 oder 200 m in der Höhe zu 
geringe Veränderungen im Verhältnis der beiden Flächenräume her 
vorruft und die Grenzwerte so weit auseinanderrücken, dass sie nichts 
sagend werden. So liegt beim Gepatsch die Linie, welche den Gletscher 
im Verhältnis 1:3 teilt, bei 2872 m, aber die Linie von 2700 teilt den 
Gletscher erst im Verhältnis wie 1 : 4,5. Wenn es auch kaum zweifel 
haft ist, dass diese Teilung nicht annehmbar ist, so ist doch der Spiel 
raum von 2872 bis 2700 zu gross, als dass wir daraus bestimmte 
Schlüsse ziehen könnten. Denn dass zwischen 2700 und 2900 m wohl 
die Grenze liegen muss, war nie zweifelhaft, mehr erfahren wir aber 
auch durch die Rechnung nicht. 
Die Anwendung von Brückners Methode auf Thalgletscher, das 
heisst die Aufsuchung jener Linie, welche den Gletscher im Ver 
hältnis 1 : 3 teilt, gibt also unter genauer Beachtung der vorhandenen 
orographischen Begünstigung in der Regel brauchbare, hie und da 
sogar sehr verlässliche Ergebnisse über die Höhenlage der Grenze 
zwischen Schmelz- und Sammelgebiet. Ist damit die klimatische Schnee 
grenze an und für sich noch nicht gegeben, so werden doch besonders 
die für flachliegende, wenig beschattete Gletscher erhaltenen Zahlen 
ihr sehr nahe kommen. Es ist ihnen bei Bestimmung derselben ein 
bedeutender Wert beigelegt worden.
	        
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