Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Brückners neue Methode. 
41 
übertroffen durch den Flächenrauin der Eismassen, welche noch unter 
2600 m hinabkommen. Hingegen ist bei den geringen Neigungswinkeln 
z. B. des linken Martellergehänges jener Streifen zwischen 2600 und 
2800 oder 2900 m sehr breit, und die von oben abfliessenden Eismengen 
werden schon oberhalb 2600 m verzehrt. (Siehe Fig. 4.) 
Obwohl also die Trafoier Berge bei ihrer grossen Steilheit sehr 
viele schneefreie Felsen auf weisen, so hängt der Firnmantel, den sie ihrer 
grossen Höhe entsprechend tragen, doch so tief hinab, dass sie relativ 
mehr vergletschert sind, als die den Neigungswinkeln nach viel besser 
hierzu geeigneten Marteller Berge. Ausserdem entbehrt das Trafoier- 
gebiet auch fast gänzlich der niedrigen Nebenketten, die anderswo 
die Verhältniszahl so sehr herabdrücken. Daher der hohe Prozentsatz 
von 72 °/o. 
Schon Saussure hat auf die Eigentümlichkeit hingewiesen, dass 
auf sehr hohen Bergen die Schneegrenze tiefer liegt, als bei niedrigeren 
(Voyages, § 942). In dieser Weise macht sich die Bedeutung der ab 
soluten Höhe der Berge geltend, und wir erkennen das sofort auch 
an dem Verhältnis der Glöckner- zur Schobergruppe. Brückner in seiner 
Tabelle bringt hierfür recht lehrreiche Belege. 
So sehen wir also das Verhältnis der Vergletscherung zu den von 
gewisssen Höhenlinien eingeschlossenen Räumen von orographischen Ele 
menten so sehr beeinflusst, dass wir offenbar davon absehen müssen, 
zwischen dem Gang der dieses Verhältnis ausdrückenden Zahlen und 
der Höhe der klimatischen Schneegrenze einen Parallelismus anzunehmen. 
Nichtsdestoweniger dürfen wir nicht vergessen, dass der klimatologische 
Faktor auch in diesem Produkt wie in allen anderen verwickelten Er 
scheinungen der Gletscherwelt seine grosse Rolle spielt. Es werden 
sich daher im Verlauf der nachfolgenden Untersuchungen mancherlei 
Gelegenheiten ergeben, die Vermessung des Flächenraumes innerhalb 
gewisser Höhenlinien mit Erfolg zur Erläuterung der in den einzelnen 
Gruppen obwaltenden Masse der Vergletscherung heranzuziehen. Eine 
allgemein gültige Methode der Schneegrenzberechnung darauf zu bauen, 
könnte ich mich nicht entschlossen. 
Brückners neue Berechnungsmethode. Damit ist schon aus 
gesprochen, dass ich mich mit der von Brückner in der Zsch. AV., 1886, 
S. 181, und Meteorolog. Zsch., 1887, S. 31 zuerst angegebenen Art 
einer solchen Berechnung nicht einverstanden erklären kann. Er sagt: 
„Jeder Gletscher ist aus zwei Teilen zusammengesetzt, einem oberhalb 
der Schneegrenze gelegenen, dem Sammelgebiet, und einem unterhalb 
derselben befindlichen, dem Eisstrom. Das Verhältnis der beiden Teile 
ist ein äusserst wechselndes, beim Morteratschgletscher 1,6:1, beim 
Glacier de Corbassiere 7,1:1, bei den Gletschern des Oetzthales und 
der Tauern nach Sonklar 3,8 :1; Ed. Richter gibt als normal 8 : 1 an . . . 
Ich überschätze jenes Verhältnis gew r iss, wenn ich dasselbe 3 : 1 an 
nehme. Mindestens 3 /4 des Gletscherareals liegen demnach über der 
Schneegrenze und »nur höchstens */4 unter derselben. Forschen wir 
nun nach, welcher Isohypsenfläche jenes oberhalb der Schneelinie ge 
legene Gebiet an Grösse gleichkommt, so erhalten wir als Maximalwert 
der Höhe der Schneelinie die Höhefjener Isohypse. Ein Maximalwert
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.