Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Oestliche Tauern. 
Durch den Rückzug des Gletschers wurde im Jahre 1884 die 
Marke c und im Jahre 1886 die Marke d gegenstandslos, weil an den 
betreffenden Stellen der Gletscher bis an den Fuss der Felsen abge 
schmolzen ist und sich weiter zurückgezogen hat. 
Der untere Boden ist durch das Hervortreten der Margeritze 
gänzlich verändert, ebenso der Absturz durch Ausschmelzen einer 
grossen Felspartie, welche sich 1876 zuerst zeigte, seither aber zu 
einer breiten Felswand sich erweitert hat und nun bereits etwa ein 
Drittel der Breite des Absturzes einnimmt. Westlich von ihr zieht 
sich ein schmaler, mit Schutt bedeckter Eisstreifen herab; der grosse 
Eisbruch erfüllt nur mehr die östliche Hälfte des Bettes. 
Seeland hat auch Messungen der Bewegungsgeschwindigkeit vor 
genommen, und zwar auf einer Linie von der Hoffmannshütte hinüber 
zum Glöckner, welche sich nach seiner Angabe 900 m aufwärts -der 
Schlagintweitschen Linie B befinden soll, jedoch offenbar mit dieser 
identisch ist; denn sowohl Seeland als die Schlagintweit bezeichnen 
die Hoffmanns- resp. Johanneshütte als Anfangspunkt der betreffenden 
Linie (Seeland, Zsch. 1883, S. 93, und Schlagintweit S. 104). Der 
Irrtum Seelands erklärt sich durch die Unterschiede der Karten, indem 
die Schlagintweit die Entfernung von der Margeritze bis zur Hof- 
mannshütte nach ihrer falsch gezeichneten Karte mit 3100 m be~ 
massen, während Seeland sie ebenfalls ungenau.mit rund 4000 m an- 
nimmt. Sie beträgt nach der O.A. in der Luftlinie 3437 m und in 
der einmal gebrochenen Längsachse des Gletschers 3750 m. Mit dem 
Nachweis des Zusammenfallens der Schlagintweitschen und Seeland- 
schen Linie werden auch Seelands Folgerungen (Zsch. 1886, S. 120) 
hinfällig. 
Er fand nämlich bei einem Pflock, welcher 900 m vom linken 
Ufer entfernt 1882 eingeschlagen worden w T ar, 1885 eine Abwärts 
bewegung von 145,6 m, das gibt auf 24 Stunden 0,133 m. Da die 
Schlagintweit auf ihrer Linie A, welche angeblich 4825 m vom Ende 
entfernt war, eine tägliche Geschwindigkeit von 0,10 m und auf der 
3100 m entfernten Linie B eine solche von 0,17 m fanden, so passte 
die Seelandsche Beobachtung einer täglichen Geschwindigkeit von 
0,133 m bei einer Linie von 4000 m Entfernung ganz vortrefflich, da 
die Berechnung sogar ergab, dass zur Zeit der Schlagintweitschen Beob 
achtung das Profil bei 4000 m Distanz vom Ende sich mit der Ge 
schwindigkeit von 0,1335 m bevregt haben muss. Daraus konnte man 
die Folgerung ziehen, dass der Gletscher gegenwärtig sich genau so 
schnell bewege als vor 34 Jahren. Das ist nun alles nicht haltbar; 
im Gegenteil, w 7 enn die Linien identisch sind, so ergibt sich, dass der 
Gletscher jetzt sich um 21,7 °/ 0 langsamer bewegt, als im Jahre 1848, 
da er damals eine tägliche Geschwindigkeit von 0,17 hatte, gegenwärtig 
von nur 0,133 m besitzt. Doch halte ich die Zusammenstellung der 
Messungen Seelands und der Schlagintweit überhaupt nicht für gerecht 
fertigt. Letztere erstreckten sich über kaum drei Wochen des Spät 
sommers und sagen uns gar nichts über die Verhältnisse der anderen 
Jahreszeiten; die ersteren geben das Resultat dreier Jahre; hier be 
weisen Uebereinstimmung und Unterschied gleich wenig.
	        
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