Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Westliche Tauern. 
ein Individuum auffassen konnte. Jetzt kann davon keine Rede mehr 
sein. Die beiden Gletscher berühren sich gegenwärtig durchaus nicht 
mehr. Der erste, den Sonklar Dellachergletscher nennt, der aber jetzt 
allgemein unter dem Namen Simonykees bekannt ist, hat seine ziem 
lich steil geneigten Firnen auf dem hohen Kamme zwischen Malham- 
und Simonyspitze; in der Höhe von 2600 m entwickelt sich eine regel 
mässig gebildete Zunge, welche zum Teil sehr zerklüftet bis in die 
Tiefe des Maurerthaies hinabreicht. Früher überschritt sie den Bach 
und legte ihre Stirnmoräne hoch an die jenseitige Thalwand, jetzt 
endigt sie etwa 80 bis 100 m oberhalb der tiefsten Furche. 
Der zweite Gletscher ist der eigentliche Thalgletscher und heisst 
daher auch Maurerkees; er reichte zu Sonklars Zeit (1860) bis an 
die oben beschriebene, das Thal quer absperrende Zunge des Simony- 
keeses und wurde durch sie zurückgestaut; denn seine Kraft war nicht 
gross genug, auch den anderen Eismassen seine eigene Richtung thal- 
abwärts mitzuteilen. Jetzt ist er bedeutend zurückgewichen und jede 
Berührung hat aufgehört. Die Entfernung jener Punkte beider Glet 
scher,. welche sich am nächsten liegen, betrug am 12. August 1887 
240 m. Der Rückgang hatte 1860 schon begonnen;. Sonklar konnte 
aber vermuten, dass der Gletscher im ganzen seit 30 Jahren um 300 
bis 320 m gewachsen war. 
Im Jahre 1871 wa*r der Zustand, w T ie die O.A. lehrt, bereits 
dem jetzigen ähnlicher als dem von 1860; die Gletscher waren der 
Hauptsache nach bereits getrennt; nur im Schatten der Wand des 
Dellacher Keesfleckes hatte sich noch ein Eisrest erhalten, welcher die 
Verbindung herstellte. Der Flächenraum des Maurerkeeses beträgt 
678 ha, wovon 147 (21,6 °/o) unter 2600 m; Verhältnis 3,6 : 1; der des 
Simonykeeses 433,2 ha, wovon 109,8 ha (25,3 °/o) unter 2600 m; Ver 
hältnis 2,94 : 1. Für südseitig gelegene Gletscher ein sehr bemerkens 
wertes Verhalten. 
Zum Maurerkees konnte man früher auch einen ausgedehnten 
Gehängegletscher am Grossen Happ rechnen, welcher aber gegen 
wärtig seinen Zusammenhang mit dem Hauptgletscher verloren hat. 
Er misst 180 ha. Mit ihm kommt der Maurergletscher auf 858 m und 
der Gesamtgletscher im Sinne Sonklars auf 1291,2 ha. 
Dem Maurerthal gehört auch noch das Malhamkees an, ein 
hochgelegener, recht stattlicher Gletscher , welcher durch eine Feis 
stufe der Länge nach geteilt ist; von dem höheren Teile stürzen Eis 
lawinen auf den tieferen; beide Abschnitte senden steile, schmale 
Zungen gegen die Maureralpe hinab, welche sie aber nicht erreichen, 
da sie schon bei 2400 m zu Ende gehen. Flächenraum des nördlichen 
Teiles 122,4, des südlichen höheren 156 ha; im ganzen 278,4 ha. 
Das letzte der südlichen Thäler der Venedigergruppe ist das 
TJmbalthal mit einem schönen Thalgletscher, den schon Sonklar als 
ein wahres Muster eines solchen erklärt hat. Aus einem wenig ge 
gliederten Firnfeld senkt sich die sehr regelmässig gebildete Zunge 
herab. Im Jahre 1860 war der Gletscher bereits im Rückgang und 
stand 53 m von der Stirnmoräne entfernt. Aus der Vergleichung mit 
der Originalaufnahmssektion der älteren Generalstabskarten leitete Son-
	        
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