Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Dorferthal. 
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Der Flächenraum des Gletschers beträgt 786 ha, davon 174 
(= 22,1 °/o) unter 2600 m; Verhältnis 3,5 : 1; die Zungenbildung 
beginnt bei 2500 m, das Ende liegt gegenwärtig bei 2149 m. 
Sonklar rechnet zu diesem Gletscher auch das Rainerkees der 
A.V.K., Inneres Mullwitzkees der Sp.K., welches aber, wenigstens 
gegenwärtig, doch besser als selbständiges Individuum ausgeschieden 
wird. Es ist ein stattliches Firnfeld von 462 ha, welches früher ganz 
mit dem Dorferkees als dessen östlicher Zufluss zusammenhing, jetzt 
aber nur mehr mit einer kleinen Spitze in das Bett desselben hinab 
reicht. 
Zeigt der erwähnte Lichtdruck — dessen Aufnahme aus 1880 
stammen dürfte — schon ein bedeutendes Zurückweichen gegenüber 
der Darstellung in der O.A., so war 1887 die Zunge, welche zum 
Hauptgletscher herabkommt, noch viel mehr verschmälert, der Zu 
sammenhang kaum mehr bemerkbar und dadurch der Anteil des Rainer 
kees an dem gemeinsamen Bette so verkleinert, dass die entsprechende 
Mittelmoräne bis an den Rand herübergeschoben war. 
Rechnet man beide Gletscher für einen, was früher gewiss be 
rechtigt war, so ist dieser Gesamtgletscher mit 1248 ha der dritt- 
grösste der Venedigergruppe. Man wird mit der Schneegrenze über 
2700 m nicht weit hinaufgehen dürfen; ebenso hoch ist nach Sonklar 
die Firnlinie. 
Es hat bei der letzten Vorrückungsperiode nur wenig gefehlt, 
so wäre auch der dritte Gletscher dieses Thaies, das Mullwitzkees, 
dessen Zunge auch als Zettalunizachgletscher bezeichnet wird (so 
in der Sp.K.), mit den beiden genannten in Verbindung getreten. 
Auch dieser Gletscher ist erster Ordnung, ein regelmässig gebildeter 
Thalgletscher, dessen Zunge sich gegen das Ende allmählich ver 
schmälert und jetzt in einer fast unzugänglichen Schlucht spitz aus 
läuft. Das Schwinden dieses Gletschers ist ausserordentlich bedeutend; 
die linke Seitenmoräne liegt gegen das Ende zu wenigstens 100 m 
über der jetzigen Eisfläche, den Rückgang der Länge nach konnte 
ich wegen Unzugänglichkeit des Terrains nicht messen, schätze ihn 
aber auf etwa 500 m. Wenn man die Lage, wie sie jetzt, ist, be 
trachtet, scheint es fast unbegreiflich, dass die Eismassen noch vor 
kurzem so hoch gewesen sind, dass ein Teil der Schmelzwasser nach 
dem Dorferkees zu ablief, wie es die O.A. darstellt und wovon die 
Spuren auch noch deutlich sichtbar sind. 
Der Flächeninhalt des Mullwitzgletschers beträgt 577,2 ha, wovon 
nur 63 ha unter 2600 m; Verhältnis 8,15 : 1; ein Verhalten, das mehr 
an das Oetzthal als an unsere Gruppe erinnert. Auch hier dürften 
dieselben Gründe obwalten wie beim Frossnitzgletscher. Da aber 
zwischen 2600 und 2800 m ein sehr schwach geneigtes Stück der 
Zunge liegt, kommt man schon zwischen 2700 und 2800 m auf ent 
sprechendere Verhältnisse. 
Dem Klein-Iselthal gehört noch ein Gletscher von 18 ha an der 
Zopetspitze an. 
Das Maurerthal enthält zwei Thalgletscher. Dieselben waren 
1860 noch in so enger Berührung, dass Sonklar sie mit Recht als
	        
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