Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Zillerthaleralp en. 
auslaufende Kämme eine selbständige Stellung ein und wird von uns 
als Reichenspitzgruppe ausgesondert. 
Im allgemeinen ist der Bau der Zillerthalergruppe der Ent 
wickelung einer bedeutenden Vergletscherung nicht sehr günstig und 
sie steht in dieser Richtung mancher weniger hohen Gegend nach. 
Der Grund ist die grosse Steilheit der Gehänge und die sehr tiefe 
Einsenkung der Thäler. Denn nicht bloss auf der steilen Südseite 
fehlt der Raum für die Bildung grosser Gletscher, sondern auch die 
Thäler der Nordseite liegen verhältnismässig so tief eingesenkt, dass 
in ihren Hintergründen keine grossen Firnbecken sich bilden können. 
Eine Ausnahme macht nur der Zemmgrund, bei welchem überhaupt 
die Regelmässigkeit der Thalbildung gestört ist. Man beachte nur, 
wie tief noch die hintersten Mulden des Floiten- und Stillupthales 
liegen und mit welcher Steilheit sich dann der Thalschluss empor 
schwingt. Die Horizontaldistanz von der Stapfenalpe in Stillup bis 
zu dem das Thal schliessenden Frankbachjoch, überhaupt bis zum Thal 
schluss, beträgt 2000 m, der Höhenunterschied 1100 bis 1300 m, folg 
lich der Neigungswinkel 30 bis 40°; hingegen z. B. bei gleichem Höhen- 
, unterschied von etwa 1300 m die Entfernung von Winterstall bis 
zum Niederjoch im Oetzthal 16000 m, der Neigungswinkel also nur 5°. 
Aber auch im Ober- und Untersulzbachthal ist die einem Höhenunter 
schied von 1300 m entsprechende Entfernung vom Thalschluss 6000 m, 
also dreimal grösser als hier. Es ist auch höchst auffallend, wie kurz 
das Firnfeld des Floitengletschers ist, so dass man sich über die Ent 
stehung einer so stattlichen Zunge verwundern muss (siehe Fig. 21). 
Sind schon die oberen Partien der Thalwände sehr steil, so ist 
doch die Steilheit der unteren Stufen noch grösser, eine Bildung, die 
sich auch in den westlichen Tauernthälern, am meisten in Obersulz 
bach und Habach, vorfindet. Die Neigung der Thalgehänge ver 
stärkt sich nämlich, von oben herab gerechnet, etwa 300 bis 500 m 
über der Thalsohle so sehr, dass diese letztere von einer parallelen 
Reihe von Steilwänden begleitet erscheint und wie eine tiefe Rinne 
in ein früher bestandenes, viel weniger tiefes und weniger steiles 
Thal eingesenkt ist (siehe Profil Nr. 22). Aehnliche Thalterrassen 
finden sich ja fast überall angedeutet, wohl kaum irgendwo aber so 
scharf ausgesprochen als hier. Wie wenig günstig solche Bildungen 
der Vergletscherung sind, begreift sich. Sonklar sagt mit Recht: 
„Das gefundene Winkelmass (der Thalwände) zeigt uns die Ziller- 
thaleralpen steiler als jede andere Abteilung der östlichen Zentral 
alpen, für welche der Abfallswinkel bisher ausgemittelt wurde.“ 
1. Tuxergruppe. 
Ich folge in der Namengebung der A.V.K., welche von den 
Herren Daimer und Seyerlen mit grosser Sachkenntnis bestimmt 
worden ist. 
Der Tuxerkamm beginnt am Brenner. Der erste höhere Gipfel 
ist der Kraxentrager mit zwei kleinen Firnflecken von 12 ha und 13,2 ha.
	        
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