Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

186 Stubayergruppe. 
wände stehen bleiben. Wie ich höre, befinden sich weiter aufwärts 
noch einige solcher Mühlen. 
In ihnen glaubte ich anfangs auch die Erklärung des grossen 
Amphitheaters gefunden zu haben. 
Lendenfeld nämlich beschreibt (Peterm. Mitt., Ergänzungsh. Nr. 75, 
S. 46) grosse Trichter auf der Zunge des Tasmangletschers von 200 
bis 250. m Durchmesser von regelmässiger Kreisform und 40° geneigten 
Wänden, welche, wie es scheint, ebenfalls bis auf den Gletschergrund 
hinabreichen — L. ist darüber nicht ganz deutlich — und erklärt die 
selben als vergrösserte Gletschermühlen. Yon diesen Trichtern unter 
scheidet sich aber unsere Einsenkung durch die viel grössere Neigung 
der Wände und eine dadurch bedingte grosse offene Fläche Schotter 
grund, so dass man hier nicht von einem „vollkommenen (umgestürzten) 
Kreiskegel“, sondern nur von einem sehr kurzen Kegelstntz reden 
könnte. Ich halte also diese Erklärung nicht für ausreichend. Ausser 
dem sind doch die Dimensionen zu verschieden, als dass das eine sich 
in das andere verwandeln könnte. Auch sieht man bei der grossen 
Einsenkung keine Spur jener sternförmigen Bildung, sondern die Wände 
des Beckens folgen der Ellipsenform und sind glatt und scharf wie 
mit dem Messer ausgeschnitten. 
Man wird daher nach anderen Erklärungen zu suchen haben. 
Zuvor müssen wir aber feststellen, seit wann diese Erscheinung existiert. 
Eine Erwähnung in der Litteratur konnte ich nicht entdecken. Sie 
bestand also weder 1870, wo Pfaundler den Gletscher beschrieb, noch 
1878, wo Zöppritz, und 1877, wo Trautwein desselben ausführlich ge 
denkt (Mitt. AY. 1879, S. 94, und Zsch. AV. 1877, S. 41). Wie 
es scheint, ist dieselbe zum erstenmal im Jahre 1880 beobachtet worden. 
Herr Dr. Max von Frey in Leipzig teilt mir mit, dass er im August 
des Jahres 1881 eine kraterförmige Oeffnung von eiförmiger Gestalt 
bemerkt habe, mit überhängenden und Einsturz drohenden Wänden, 
so dass man sich nicht ganz nahe hinzu wagen durfte. „Doch konnte 
ich an der gegenüberliegenden Wand den gewölbartigen Bau der 
Höhlung deutlich wahrnehmen. Die Grundmoräne war in sehr ge 
ringer Tiefe (etwa 20 m) zu erblicken. Unser Träger, Paul Kotter aus 
Ridnaun, teilte- mir mit, dass die Erscheinung, wenn ich mich recht 
erinnere, zuerst 1880 aufgetreten sei.“ 
Durch diese Nachricht bin ich über jeden Zweifel hinausgekommen, 
ob eine Vermutung, welche ich mir angesichts der Simonyschen Beob 
achtungen über die Vergrösserung des Eissees am Karls-Eisfeld (siehe 
oben) gebildet hatte, vollständig richtig und ausreichend sei. Die Ein 
senkung denke ich mir entstanden durch einen Einbruch der Eisdecke 
über dem Gletscherbache. Die Dicke des Eiskörpers ist, wie die An 
brüche beim Eissee und die Flöhe der Wände des Amphitheaters, 
endlich auch die erwähnten Mühlen zeigen, nicht gross und wurde 
von mir auf 20 bis 40 m geschätzt. Da nun die Gletscherbäche nicht 
selten sich hohe Eistunnels erzeugen, so konnte es leicht geschehen, 
dass an der Stelle, wo jetzt das Loch ist und wo der Gletscher infolge 
seiner Ausbreitung gegen den Eissee zu am wenigsten mächtig war, 
die Decke des Tunnels so dünn wurde, dass sie einbrach. Solche
	        
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