Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

Höhe der Schneegrenze. 
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Die Spalte 6, „Höhe der Linie, welche den Gletscher im Ver 
hältnis 3 : 1 teilt“, bringt den schärfsten Ausdruck jener Verhältnisse, 
welche auch durch die Spalten 2, 3 und 5 anschaulich werden, näm 
lich die Lagerung der einzelnen Abschnitte des Gletschers in bezug 
auf die Höhenschichten. Nur liess sich die graphische Konstruktion, 
durch welche jene Höhe ermittelt wird (siehe S. 50), nicht überall aus 
führen, z. B. beim Hochjochferner, bei dem der Isohypsenverlauf zu 
verwickelt ist. 
Betrachten wir die Spalten 6 und 7 zuerst, so finden wir, dass 
sich die Gletscher mit Nordlage und steilem, beschattetem Firnfeld, wie 
Gaisberg-, Rotmoos-, Langthal-, Taschach- und Langtauferergletscher, 
durch negative Abweichungen vom Gruppenmittel kennzeichnen. Die 
Höhe jener Linie beträgt im Mittel dieser fünf Gletscher 2700 m und, 
wenn man den Gaisberggletscher als extremsten Fall weglässt, 2731 m. 
Von letzterem Mittel zeigen sich bei den vier Gletschern nur Abweichungen 
von durchschnittlich 13 m. Man kann also sagen, dass diese Gletscher 
ein übereinstimmendes Verhalten zeigen, und dass bei ihnen die Grenze 
zwischen Schmelz- und Sammelgebiet etwa bei 2730 m läge, wenn 
das Verhältnis 3 : 1 richtig wäre. Das möchte ich aber in diesem 
Falle nicht annehmen, sondern glauben, dass man beim ersten Glied 
des Verhältnisses herabgehen muss, wodurch die Teilungslinie etwas 
hinaufgeschoben wird. Weshalb der Gaisberggletscher eine so auf 
fallende Ausnahme macht, habe ich bereits hervorgehoben. 
Betrachten wir die übrigen unter Ausschliessung des Vernagt, 
der wegen seiner Südlage und seiner starken Verkürzung durch den 
letzten Vorstoss ein Fall für sich ist, nämlich Gepatsch-, Mittelberg-, 
Hintereis- ; Marzeil-, Schalf-, Niederjoch- und Gurglgletscher, so be 
trägt die mittlere Lage jener Linie bei ihnen 2885 m, wobei sich 
wieder nur eine mittlere Abweichung von 32 m herausstellt. Also auch 
hier eine leidliche Uebereinstimmung. Noch besser stimmen die ge 
nannten nach Weglassung des Hintereisgletschers, wodurch das Mittel 
2904 und die mittlere Abweichung nur 16 m wird. Man wird also 
sagen dürfen, dass die Teilungslinie zwischen Schmelz- und Sammel 
gebiet bei den Thalgletschern des Oetzthales je nach Lage und Bau 
des Firnfeldes zwischen 2750 und 2900 m verläuft. 
Für die eigentliche Erklärung der Abweichungen halte ich, wie 
schon erwähnt, den Neigungswinkel des Firnfeldes, denn in diesem 
finde ich einzig das Uebereinstimmeiide bei jeder Gruppe und das, 
was sie von der anderen unterscheidet. Da die stärkere Neigung und 
Selbstbeschattung ebensogut bei Thalgletschern als bei kleinen Plateau 
firnen eine sogenannte orographische Begünstigung darstellt, so wird 
uns für die Bestimmung der klimatischen Schneegrenze füglich nur 
die zweite Gruppe dienlich sein können. Das Resultat, nämlich 2880 
bis 2900 m, stimmt gut zu dem aus Betrachtung der kleinen Gletscher 
gewonnenen. 
Eine weitere, sehr^ gewichtige Verstärkung findet dieses Ergebnis 
in den, wie ich glaube, ganz verlässlichen Berechnungen der Grenze 
zwischen Firn- und Schmelzgebiet, welche oben beim Niederjoch- und 
Mittelberggletscher angewendet worden sind, und die bei dem ersteren
	        
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