Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Oetzthaler alpen. 
Ausdehnung und ausserordentlich flach. Um so greller ist der Ueber- 
gang zur Zunge. Bei 2900 m Höhe bricht die Ebene des Firnfeldes, 
in der die nach Nord geneigte Muldenform kaum mehr zu erkennen 
ist, in einer steilen Stufe ab. Der Gletscher überschreitet sie, indem 
er sich teilt, den mittleren Teil der Stufe, den Rauhen Kopf (2984 m), 
frei lässt und links und rechts davon in zwei Armen sich herum 
schwingt, welche am Fuss des Rauhen Kopfes sich wieder zu ver 
einigen streben. Der rechte, östliche ist der Hauptarm; unter bedeu 
tender Zerklüftung erreicht er in einer Höhe von etwa 2440 m eine 
ebenere Stufenfläche. Die Absturzhöhe beträgt also fast 500 m, der 
Neigungswinkel des Gletschers, der hier zugleich fast eine halbe Kreis 
linie beschreibt, 24°. Es folgt hierauf ein sehr schwach geneigtes 
Zungenstück bis zur Isohypse von 2200 m; dann abermals eine, wenn 
auch viel weniger steile und hohe Stufe von ungefähr 180 m; dann 
das jetzt ganz flache und niedrige Ende, gegenwärtig bei 1908 m r 
früher bei 1890 m Meereshöhe. 
Die zweite Zunge, welche westlich des Rauhen Kopfes sich herab 
zieht, ist viel schmäler als die östliche. Sie vereinigte sich noch 1870 
mit ihr, jetzt hat der Zusammenhang fast aufgehört. 
Der Gepatschgletscher gehört in bezug auf den Bau seines 
Bettes in dieselbe Gattung wie der Mittelberg- und der Rhonegletscher: 
Haches, weites Firnfeld, steiler Absturz der Zunge, dann noch ein 
flaches Zungenstück auf ebenem Boden. 
Diesem Typus sind starke Schwankungen eigen. Nachrichten 
über frühere Vorstösse sind uns nicht bekannt. Im Jahre 1856 war 
nach Sonklar (S. 206 und Titelbild) das Eisende 38 bis 46 m von 
der Stirnmoräne entfernt. Der Stand von 1886 ist durch die Herren 
Dr. Finsterwalder and Dr. Schunck mittels einer genauen Vermessung 
festgestellt worden. Durch die Güte des erstgenannten Herrn bin ich 
in der Lage, aus der noch nicht veröffentlichten Arbeit folgendes mit- 
teilen zu können: 
„Der Rückzug des Gletschers scheint, nach der Karte beurteilt, 
nicht sehr bedeutend, die Verkürzung der Längenachse beträgt bloss 
400 m, die Verminderung der eisbedeckten Fläche 47,8 ha; dagegen 
ist die Abnahme der Dicke ungemein beträchtlich. Ueber dem heu 
tigen Gletscherende stand das Eis zur Zeit des Maximums wenigstens 
100 m hoch, und selbst 800 m thaleinwärts überhöhen die Seitenmoränen 
den Gletscherrand noch um 80 bis 90 m. Bei 1500 m beträgt die 
Ueberhöhung nur noch 30 m. Wir nehmen eher zu wenig als zu viel 
an, wenn wir den Eisverlust seit dem letzten Maximum zu 70 Mill. 
Kubikmeter, soweit die Aufnahme reicht, und 30 Mill. bis zur Firn 
linie (welche sicher unter 2800 m liegt) annehmen. 
„Der Krummgampenbach floss noch vor zwei Jahren zum Teil 
unter dem Eise, jetzt berührt er eben noch das Gletscherende. Ein 
eigentliches Gletscherthor fehlt, dagegen ist die Decke eines vom 
Bache ausgehöhlten Kanals auf die Länge von 40 m eingestürzt. 
Hier und an anderen Stellen kann man unter das Eis dringen, das 
überall auf einer mehr als 1 m mächtigen Grundmoräne auf liegt. 
Seitliche Obermoränen sind schwach entwickelt, Mittelmoränen fehlen.
	        
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