Volltext: Die Gletscher der Ostalpen

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Ortlergruppe. 
hohen Schneide seinen Ansgang nimmt, welche Ortler, Thurwieser- 
spitze und Trafoier Eiswand verbindet. In fast ununterbrochenen 
Spaltenbrüchen senkt er sich herab, rechts von den „Hinteren Wandeln“, 
links vom „Nashorn“ überragt, welche ihm durch andauernde Stein 
fälle ein sehr bedeutendes Moränenmaterial zuführen. Das Ende hing 
früher in einer steilen Felsschlucht bis auf die Thalsohle des Trafoi- 
thales (1653 m Payer) herab, so dass es von den sogenannten „Heiligen 
drei Brunnen“ aus leicht zu erreichen war. Jetzt ist davoh keine Rede 
mehr; das Ende liegt schuttbedeckt und, wie es scheint, unerreichbar 
an den glattgescheuerten Wänden der Schlucht. Der Flächeninhalt 
beträgt 450 ha, die „Hinteren Wandeln“ erst von der Isohypse von 
3000 m an hinzu gerechnet; Payer, der jeden Fels ausschliesst, findet 
380 ha. Von jenen 450 ha liegen 108 ha (= 24 °/o). unter 2600 m; 
das Verhältnis ist also 3,1 :1. 
Payer berechnet den Neigungswinkel vom Ortlerpass bis zum 
Ende auf 24° 6'; doch ist von 3300 bis 3000 und von 2600 bis 2400 m 
die Neigung geringer, von 3000 bis 2600 und von 2400 bis zum Ende 
weit stärker. Wenn man die Neigung der westlichen Componente von 
der Trafoier Eiswand bis zum Ende berechnet, ergibt sich- ein Winkel 
von 28°. 
Payer beobachtete 1866 eine tägliche Vorrückung — soll wohl 
heissen Bewegung —, am Ende mit 0,62 Zoll. Doch berichtet er 
zugleich, dass der Gletscher „seit mehr als 20 Jahren“ zurückgehe 
und bedeutend an Umfang verloren habe. 
Ganz ähnlich gebaut ist der westlich des Nashorns gelegene 
Trafoiferner, doch besitzt er nur eine Firnmulde und ist daher um 
die Hälfte kleiner als sein Nachbar (213 ha, nach Payer 173). Die 
Enden kommen unterhalb des Nashorn einander sehr nahe, doch 
reichte das des Trafoiferners auch zur Zeit eines grossen Gletscher 
standes nicht so weit herab, als des Ortlerferners. (Nach einer alten 
Photographie von Unterberger in Innsbruck.) 1 ) Da 58,8 ha (27,6 °/o) 
unter 2600 m liegen, ist das Verhältnis 2,6:1. Neigung und wilde 
Zerklüftung sind noch stärker als bei dem vorigen; nach Payer 26° 40'. 
Aehnlich gebildet, aber in jeder Richtung sanfter ist auch der 
dritte Gletscher des Trafoierthales, der Mad ätsch ferner, 421,8 ha 
(Payer 432). Sein schmales und langes Firnfeld ist nicht sehr stark 
geneigt, doch nimmt seine Zunge noch an dem Sturze in die Tiefe 
des Trafoierthales teil, den seine Nachbarn ausführen. Das Ende näherte 
sich zur Zeit des hohen Standes bis auf 300 m der Stilfserjochstrasse 
(Luftlinie, es ist ein tiefes Thal dazwischen), weshalb der Madatsch- 
gletscher zu den wenigen Gletschern Oesterreichs gehört, welche man 
vom Wagen aus bequem und in der Nähe betrachten kann. Aus 
diesem Grunde gibt es auch zahlreiche Photographien desselben, aus 
welchen sein bedeutender Rückgang und dessen Stadien ersehen werden 
können. 
Herr Dr. Finsterwalder hat dieselben auf diese Weise fest 
zustellen gesucht, Mitt. AV., 1887, S. 118. Der Rückgang dauert 
0 Nach Payer betrug der Unterschied 1866 nur 10 m.
	        
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