Volltext: Die Front in Tirol

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den Weg zur Rechten zu nehmen, obwohl wir auch dort 
nicht auf Rosen gebettet sein konnten, denn dorthin pfleg¬ 
ten die Italiener, wie mir bereits gesagt wurde, ihre 
täglichen Schrapnellgrüße herüberzusenden. Doch mel¬ 
deten sie sich zur Stunde noch nicht, während der Stein¬ 
schlag von links sich bereits mit rauschendem Gepolter 
verkündigte. Also wählten wir das noch nicht Bestehende 
und schlugen uns nach rechts. 
Je höher wir kamen, um so überwältigender entschlei¬ 
erte sich in zarter Morgenbläue das Wunder der Dolo¬ 
miten in Nähe und Ferne. Majestätisch tauchten, wie 
Inseln aus der Sturmflut, die Häupter der Rosengarten¬ 
gruppe und des Langkofels aus kochender Wolkenbran¬ 
dung hervor/die Sonne schleuderte rings um Zinken 
und Zacken die fabelhaftesten Strahlenbündel, zuweilen 
fegte kühler Nebel über uns herein, zerwühlte sich wieder 
und gab die Gotteswelt aufs neue frei. Das Wunder¬ 
barste aber war, daß über die ganze unabsehbare Land¬ 
schaft ein unsagbar zarter silberfiligraner Schleier ge¬ 
sponnen war, der alles trotz der Allgewalt ins traumhaft 
Ungewisse, geheimnisvollGedämpfte verzauberte. Nur ein 
einziges seliges Spitzchen war in der Ferne von allem 
Ungewissen befreit und strahlte in unerhörter Schärfe 
und Deutlichkeit zu uns herüber. Der Vergleich mag 
gewagt sein, aber es berührte mich wie bei einem der Ab¬ 
ziehbilder, mit denen wir uns in der Kindheit vergnügten 
— ein Eckchen ist bereits entschleiert und lacht uns ver¬ 
heißungsvoll an.
	        
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