Volltext: Die Front in Tirol

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Mensch in ihr dahin. Was jedoch ein unerhörtes Leben 
führte, das waren die Fahnen. Sie wehten im Nacht¬ 
wind dicht gedrängt und bauschten und verschlangen sich 
mit den rotweißen Wellen ganz wunderlich phantastisch 
ineinander, wobei das scharfe Licht der elektrischen Bo¬ 
genlampen sie von oben herab völlig durchflutete. Dem 
einsamen Geher war zumut, als schritte er ganz allein 
unter einem endlosen Baldachin gespenstig erneuten Volks¬ 
jubels dahin, der wohl im Eigenleben der Fahnen zu 
sehen war, sein Ohr aber nicht mehr erreichte. Es war 
wie ein neuerlich wachgeborener festlicher Taumel, ein 
Farben- und Tanzrausch ohnegleichen, ein märchenhaft 
launiges Spiel des nächtlich brausenden Elements mit 
den verlassenen Symbolen der Menschenfreude. Nie war 
mir so tief zu Bewußtsein gekommen, was für ein edles, 
vornehm bedeutsames Ding eine Fahne sein kann. Ich 
starrte und starrte und konnte aus der Gasse nicht mehr fort. 
Und dann verwunderte ich mich, daß nicht die ganze Stadt 
auf den Beinen war und staunte gleich mir. Dann wäre 
aber auch der geheimste Reiz dieses schweigenden nächt¬ 
lichen Jaubertanzes der Fahnen Tirols verflogen gewesen. 
Der Schlüssel zu allen letzten Dingen heißt einsames 
Schauen. 
Das Denkmal 
Und dann in der gleichen Nacht, die Glocke vom Pfarr- 
turm schlug eben halb zwei, da hob mich ferner leiser 
Gesang aus dem Halbschlummer auf: 
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