Volltext: Kriegs-Album des k. u. k. Infanterie-Regiments No 23 / HADIALBUMA A CSÁSZ. ÉS KIR. 23. GYALOGEZRED

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dazu gehörigen Matériáién und sonstiger 
Hilfsmittel nicht gross sein darf. Als obere 
Grenze könnte mán das Formát 9 : 12 be- 
zeichnen, doch rate ich entschieden, nocb 
unter dieses herunterzugehen. Speziell mit 
dem Formate 6 : 6 habé ich sehr gute Er- 
fahrungen gemacht —- freilich gehört dazu 
auch eine erstklassige optische Ausstattung, 
um jene Aufnahmen, die es verdienen, 
spáterhin beliebig vergrössern zu können. 
Obzwar ich im Frieden ein ausgesproche- 
ner Gegner dér Filmé war, bekehrte ich mich 
im Kriege sehr bald zu diesem x\ufnahms- 
material, denn die Plattén sind zu schwer, 
gebrechlich, erfordern einen dunklen Raum 
beim Einlegen, wáhrend speziell Rollfilme 
ein einwandfreies, praktisches Matériái dar- 
st ellen. 
Wenn jemand ein kleines, leichtes Stativ 
mitnimmt, kann es ihm zeitweise recht gute 
Dienste leisten ; als unbedingt notwendig 
würde ich es nicht haltén, denn mán kann 
nach kurzer Übung ganz leicht Aufnahmen 
bis Vs Sekunde, spáter auch bis zu y2 Sekunde 
aus freier Hand machen. 
Eine kleine Ledertasche mit Umháng- 
riemen und ein Futteral für das Stativ er- 
gánzen die Ausrüstung, welche dér Amateur 
mit sich selbst führt ; mehr braucht er wahr- 
lich nicht ; zu seiner allgemeinen Őrien tie- 
rung in schwierigeren Falién kann er immer- 
hin eine Expositionstabelle in dér Brieftasche 
mitführen. Zum Schutze des Apparates vor 
Feuchtigkeit und Staub ist es recht praktisch, 
denselben vor dem Versorgen in dér Leder¬ 
tasche noch in ein Sáckchen aus Mosetig- 
Battist oder einem anderen wasserdichten 
Stoffe zu stecken, welches mán mit einem 
Zug- oder Druckknopfverschlusse adaptiert ; 
ein áhnliches Sáckchen kann mán sich für 
Filmspulen ric.hten — Billroth-Battist be- 
wáhrte sich dabei weniger, er wird leicht 
feucht. 
Ich glaube, im vorstehenden allé jene Aus- 
rüstungsgegenstánde, die zűr persönlichen 
Ausstattung gehören, einer genügend ein- 
gehenden Betrachtung unterzogen zu habén 
und kömmé nun auf jene Hilfsmittel zu 
sprechen, die am Bagagewagen, separat in 
ein kleines Kistchen verpackt, leicht mitge- 
führt werden können. Abgesehen vöm eige- 
nen Interessé, das Resultat seiner Aufnahmen 
auch im Film, bei mehr Zeit sogar in Kopien, 
sehen zu können, verlohnt es sich schon aus 
dem Grunde, seine Aufnahmen selbst zu 
entwickeln, weil mán begangene Fehler 
ehestens beachten, auch unrichtig belichtete 
Filmé mitunter wiederholen kann, überdies 
entgeht mán damit den Schwierigkeiten dér 
Beförderung geschlossener Filmrollen in das 
Hinterland und kommt nicht erst nach end- 
loser Zeit zűr Erkenntnis dér begangenen 
Fehler. Ich rate alsó ganz entschieden zűr 
Entwicklung im Felde, wobei die Scljwierig- 
keit mit einer Dunkelkammer leicht zu über- 
winden ist, denn ich habé jederzeit selbst 
entwickelt, und zwar in Bauernzimmern, 
Kellern, Erdhütten, Unt erst ánden und Erd- 
löchern, immer fand sich was und die winzi- 
gen Fenster eines Bauerngemaches sind bald 
mit Decken verhángt. 
Die Bedürfnisse sind ja auch wahrlich 
keine grossen ; zwei Schalen im Formate 
9 : 12 cm für Entwickler und Fixierbad, 
einige Entwicklerpatronen und eine Dose 
mit Fixiersalz, endlich eine Dunkelzimmer- 
lampe. Bezüglich dér letzteren würde ich 
raten, sich nicht lángé den Kopf zu zerbre- 
chen, welchem System dér Vorrang zukommt; 
ein dunkler Rubinzylinder mit einem Kerzen- 
stümpfchen—-letzteres nicht zu gross, sonst 
entsteht Russbildung —- ist gewiss das ein- 
fachste und beste. Nur keine Papierlaternen, 
eventuell mit hineingestellten elektrischen 
Taschenlampen, denn die Filmé schleiern 
leicht, trotzdem mán selbst kaum was sieht, 
keine Öl- und Petroleumlaternen, keine rőten 
Glühbirnen, bei denen es Schade um die so 
wichtigen Taschenbatterien ist ; dér rote 
Glaszylinder ist das sicherste. 
Als Wasserbehálter nimrnt mán einen 
Tránkeimer, in dem mán auch auswássern 
kann ; noch ein paar Klammern zum Auf- 
hángen dér Filmé zum Trocknen und die 
Miniaturausrüstung für den Kriegszweck ist 
komplett und völlig ausreichend. 
Praktisch ist es, sich irgend ein Gefáss mit 
Deckel bereitzustellen, um bei einem plötz- 
lichen Abmarsche, z. B. halbtrockene Filmé, 
nicht dem Verderben preiszugeben ; mán 
wirft sie in das mit Wasser gefíillte Gefáss 
(z. B. eine Konservenbüchse), bis mán wieder 
Zeit fűidet ; ich habé bei diesem Vorgange, 
den ich öfter praktizierte, nie einen Verlust 
von Aufnahmen gehabt. 
Sollten meine Ausführungen einem oder 
dem anderen Mitgliede dér durch den Krieg 
neu entstandenen Gilde dér Kriegsamateure 
ein kleiner Fingerzeig gewesen sein, wie er 
die Sache anzupacken und wie er sich auszu- 
rüsten hat, dann hat sich dér Zweck dieser 
Zeilen erfüllt, welche nicht für die erfahrene 
alté Garde, sondern für eben jene Neulinge 
und solche, die es werden wollen, bestimmt 
waren. 
Maxmillian Ritter v. Karnitschnigg, 
Oberst.
	        
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