Volltext: Ein Volk in Waffen

mit beut Generaladjutanten Exzellenz von Gontard. Der Kaiser 
wohnte im Haus des Deutschen Gesandten und hatte seine Privat¬ 
räume eine Treppe hoch. Im Erdgeschoß war die Kanzlei, wo 
gewaltige Karten über die Kriegsschauplätze auf Stasfelcien auf- 
gcstellt waren; daneben war der Speisesaal, ein ganz kleiner Raum. 
In der Kanzlei versammelten sich die Gäste, alle in einfacher 
Uniform ohne allen Zierat. Ich selbst war in Alltagsklciduug. 
Unter dem Gefolge des Kaisers fand ich ein paar alte Bekannte, 
den Gcneraladjutanten von Plcssen und Admiral von Müller, der 
aus Smaalatrd stammt und so gut Schwedisch spricht wie 
Deutsch. Im übrigen bemerkte ich die Exzellenzen und Adjutanten 
von Treutler, Frhr. von Marschall, von Mutius, Generalarzt 
Di', von Jlberg, den Fürsten Pleß und von Arnim. Wir waren 
also zehn Mann. 
Punkt 1 Uhr wird die Tür des Vestibüls geöffnet, und Kaiser 
Wilhelm tritt mit festen, ruhigen Schritten herein. Aller Augen 
richten sich auf die mittelgroße, kraftvoll gebaute Gestalt. Es 
wird vollkommene Stille, man fühlt: eine große Persönlichkeit ist 
ins Zimmer getreten. Der ganze, sonst so anspruchslose Raum 
hat eine unerhörte Bedeutung erhalten. Hier ist die Achse, um 
die sich die Weltereignisse drehen. Hier ist das Beratungszimmer, 
von dem aus der Krieg geleitet wird. „Deutschland soll zermalmt 
werden", sagen seine Feinde. „Magst ruhig sein", sagt das 
deutsche Heer zu seinem Vaterland. Und hier steht in unserer 
Mitte sein oberster Kriegsherr, ein Bild der Mannhaftigkeit, 
Entschlossenheit und offenen Ehrlichkeit. Ihn umkreisen die Ge¬ 
danken der ganzen Welt; er ist Gegenstand der Liebe, blinden 
Vertrauens, der Bewunderung, aber auch der Furcht, des Hasses 
und der Verleumdung. Ihn, der den Frieden liebt, umrast der 
größte Krieg der Geschichte, und um seinen Namen tobt der Kampf. 
Ein Mann, der in einem stammverwandten Reiche einen so un¬ 
sinnigen Haß und so schändliche Schmähungen hat erwecken können, 
muß in Wahrheit ein sehr bedeutender Mann sein, denn sonst 
würden ihn seine Verleumder in Frieden lassen und die Schalen 
29
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.