Volltext: Ein Volk in Waffen

Die Menschen wohnen dichter beieinander, und die Telegraphen-- 
drähte sammeln sich zu mächtigen Bündeln. Diese stummen 
Drähte, die doch immer sprechen und mehr wissen als wir — 
vielleicht durcheilt sie in diesem Augenblick die große Neuigkeit, 
auf die ganz Deutschland wartet? Wir hofften, sie in Kösen an¬ 
zutreffen, vielleicht erwartet sie uns in Frankfurt? 
17. September. Frankfurt. Der Tag brach in freundlicher 
Schönheit an, trotzdem schwere Wolken am Himmel segelten. 
Wir mußten erst zu einer Tankstelle, um Benzin aufzufüllen, und 
dann zum Immobilen Kraftwagendepot, wo immer alles vor¬ 
handen sein muß, was zur Reparatur der Kriegsautomobile er¬ 
forderlich sein kann. Hier holten wir fünf Reservereifen, die 
rechts und hinten am Auto festgemacht wurden. Von Bezahlen 
ist natürlich keine Rede; die Autos gehen ja für Rechnung 
der Krone. 
Endlich geht es weiter, und wir fahren durch Frankfurts lange 
Straßen und seine westlichen Vorstädte, die fast ganz aus Arbeiter¬ 
wohnungen bestehen. Man denkt vielleicht, diese Arbeiter sympathi¬ 
sierten nicht mit dem Krieg, den Deutschland für seine Zukunft 
führt? Weit gefehlt! Sozialdemokratische Arbeiter haben ihren 
Jungen, die auf den Höfen richtige Schlachten liefern und sich 
Kluck und Hindenburg nennen, kleine Helme und Holzschwerter 
geschenkt. — 
Wiesbaden—Eiserne Hand. In Langenschwalbach stechen die 
seinen Hotels grell ab von den ernsten Fahnen des Roten Kreuzes 
und den verwundeten Soldaten, die schon auf dem Wege der 
Besserung sind und auf Balkons und in den Gärten sitzen, um 
Luft zu schöpfen. Dann windet sich die Straße jäh zu Höhen 
empor, wo die Lust klarer ist und gedämpfte Aussichten auf 
lachende Täler und waldbekleidete Hügel sich öffnen. 
Nassau an der Lahn. Bezaubernd schön ist dieses Land, 
herrlich seine Straßen, majestätisch seine Wälder in ihrer dunkeln, 
stummen Einsamkeit. Auf dem Gipfel eines Hügels thront eine 
alte Festung. Das Volk ist freundlich und grüßt und winkt, 
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