Volltext: Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde 1928 (1928)

4. Aufzug. 
Du herbergst die Hex, 
ein Weibsbild, ein kecks. 
ein abscheuliches Weib! 
Vom Dorfe ich's treib. 
Kahle Dorfkammer. An der Rückseite ein 
breites Fenster (Doppelfenster). Linker Seite 
Tür in den Flur. Vor dem Fenster steht ein 
Bett. EGine Truhe an der Wand. Dürftigste 
Einrichtung. Der Abend dämmert. Draußen 
klingt der Sturm. 
Sie stiehlt, was sie mag. 
Raubt dem Herrgott den Tag. 
Du kochst ihr den Brei — 
füllst den Kropf dir dabei! 
Jungfrau: 
Sie bringt allerhand — 
so ein Apflein, den Tand, 
ein Körndel, ein Ei, 
denk nichts Arges dabei. 
Händler: 
Es bröckelt im Haus. 
Es raschelt ein Flaus. 
Die Sonne, sie düstert. 
Ich hör es, es flüstert. 
Bürgermeister (tritt mit dem Sändler Alte 
ein): 
Riemand saget: Herein! 
Niemand saget: Bleib drauß! 
Ist denn niemand zu Haus? 
Die Mäus hör ich schrein. 
Händler: 
Da hauset die Hex! 
Sie schlafet? Nicht weck s'! 
Ich geh lieber gleich fort. 
Ist ein Fledermaushort. 
Bürgermeister (beschwört): 
Gott Vater gibt Lohn. 
Gott Sohn trägt die Kron. 
Oott heiliger Geist 
die Menschen all speist. 
(Dann): 
Ich schaue im Bett. 
Leer ist jedes Brett. 
Was sie fanget und raub— 
wo hat sie's verklaubt? 
(Sffnet die Truhe): 
Die Truhe ist voll! 
He, Baur, gib den Zoll! 
Apfel, Birnen und Nuß 
der Hex zahlen muß! I 
(Alte Dorfjungfrau zeigt sich draußen am 
Fenster, droht mit der Faust.) 
Händler (erschrocken): 
Bürgermeister, jetzt lauf! 
Den Teufel lieber ich kauf. 
Die alt Jungfrau gleich keift, 
nach dem Schürhaken greift. 
Alte Dorfjungfrau (cerein): 
He, stöbert im Haus?! 
Ich jage euch aus. 
Ihr kommt mir zurecht, 
Wannsleut, erbschlecht! 
Bürgermeister: 
Den Bürgermeister du kennst? 
Den höchsten du nennst 
ihn wohl in der Pfarr? 
Den Dreck da auskarr! 
Bürgermeister (zum BSändler): 
Du nimmst die Eichen, ich d' Wiesen. 
Den Kauf wir wohl priesen. 
Jetzt laufst du davon? 
Hast den Spott aͤls den Lohn. 
Ist die Hexe nur fort, 
hält der Bauer sein Wort, 
hat den brennenden Leib — 
die Gulden ihm scheib! 
Die Eichen kaufst billig, 
der Bauer 'iist willig, 
er saufet und schmaust, 
drückt ein Gulden die Faust. 
Weibemit Kropf (kommt aus dem Flur): 
Ich bin da rechtt? 
Ich höre schlechtt 
sagt niemand: Tritt ein! 
Die Leute verzeihn. 
Alte Jungfrau: 
Wie nennst du dich denn? 
Händler (Gzum Bürgermeister): 
Ihren Wann ich wohl kenn! 
Weib mit Kropf (zum Händler): 
Ich kenne dich auch! 
Ich kenn deinen Brauch. 
Du stinkest zu Gott! 
Bringst die Menschen in Not. 
Der Händler du bist, 
ein raubender Christ, 
raubst die Leute gleich aus, 
stückelst Höfe und Haus.
	        
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