Volltext: Jahrbuch der Innviertler Künstlergilde 1928 (1928)

Schloß Greinburg 
cheren Tagen jene Gastfreundschaft und liebe— 
volle Teilnahme, die ihm nach außen und 
innen nötig war. 1921 war er auch in der 
Schweiz bei Heinrich Heer. Der Grundstock 
seines bisherigen Lebenswerkes befindet sich 
in Leonstein, wo er immer wieder ausruht und 
sich neue Kraft holt. Das schönste Denkmal 
seines Bundes mit der Familie Zeitlinger sind 
die Bildnisse, die er von ihr malte; Bildnisse 
denen nicht nur die vollkommenste Ähnlich— 
keit nachzurühmen ist, was nur erst die un— 
terste Stufe guter Bildnismalerei wäre, son— 
dern mehr noch die freie, große Auffassung. 
mit der die gesellschaftliche Stellung und die 
persönliche Würde der Gemalten zum Aus— 
drucke gebracht ist und in der sichtlich die 
Freude und der Stolz des befreundeten Ma— 
sers mitschwingt. Anter ihnen nehmen die 
Frauens und Kinderbildnisse einen bevorzug— 
sen Platz ein. (Siehe auch Heft 8 des drit— 
ten Jahrganges des „Getreuen Eckart“.) 
Auch in Linz, wo er seit 1924 wohnt, hat 
Weidinger Freunde und Gönner, die ihm ge⸗ 
ben und von ihm empfangen. Schon seit 1920 
ist er Mitglied der Wiener Künstlergenossen— 
schaft. An öffentlichen Auszeichnungen hat es 
ihm nicht gefehlt. Gr erhielt die silberne und 
die kleine goldene Staatsmedaille, einen 
Staatspreis und noch vier Ehrenpreise. Seine 
Landschaftsbilder waren es, die einmütigen 
Beifall fanden und ihm so häufig zu Aus⸗ 
zeichnungen verhalfen. Bilder, die nicht nur 
die Ratuͤr treu und ehrlich wiedergeben, was 
schon an sich echte und bedeutende Kunst sein 
kenn. Aber Weidinger gibt uns mehr. Gr 
steigert die Vatur zum Persönlichen. Der 
Standpunkt, den er wählt, die Stunde, die 
er abwaärtet, bis Welt und Ich sich zur 
Einheit vermählen, machen aus diesen pran— 
genden, leuchtenden Slgemälden ergreifende 
Selbstbekenntnisse — Dichterträume, denen 
nichts Verschwommenes eigen ist, in denen 
alles klar, groß, feierlich dasteht und dann 
mit zartester Innigkeit zu reden anhebt. Die 
urdeutsche Kunst der Dürer und Altdorfer. 
der Hans Thoma und Karl Haider hat hier 
eine neue Blüte hervorgetrieben. 
Von Böcklin wird erzählt, er habe einst mit 
mehreren Kunstgenossen eine Gegend Italiens 
durchreist und sich dabei scheinbar untätig ver⸗ 
halten, während die anderen fleißig malten. 
Hernach fragte es sich, wem das beste, am 
meisten kennzeichnende, alles Wesentliche aus— 
drückende Bild der Lands chaft gelingen würde: 
und es gelang Böcklin. Die anderen, die ihre 
Freilichtstudien benützten, hafteten am Gin⸗ 
zelnen und Anwichtigen, am Wirklichen und 
Vergänglichen. Böcklin bewahrte das Blei— 
bende als Gesamteindruck in seinem Innern 
und schuf ein Ganzes, das der Wirklichkeit
	        
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