Volltext: Die Städte des Inn-Salzachgaues [20. Heft] (20. Heft / 1924)

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der Burg angelegt wurde. Jü den Zeiten der Not war diese dann 
auch die letzte Zufluchtsstätte. In Kufstein z. B. nahm die Burg 
eine größere Fläche ein als der Marktplatz. 
Im Jnn-Salzachgau liegt keine Stadt zur Gänze auf schwer 
bezwingbaren, steilen Felsen. Einige Städte liegen aber in beherr 
schender Höh>e und sind nach! drei oder zwei Seiten von Steil 
hängen geschützt. Diese Schutzlage bildet die Natur dort am treff 
lichsten aus, wo in das eingeschnihtene Haupttal ein tiefes Seiten 
tal mündet. Zwischen Haupt- und 'Zufluß entsteht dadurch ein 
schmälerer oder breiterer Sporn, den ein Marktplatz besiedeln kann. 
Für diese Form der geschützten Lage geben Neuötting zwischen Inn 
und Möhrenbach, Traunstein und Braunau zwischen Inn und Enk- 
nach gute Beispiele. 
In diesen Orten.liegt die Burg mit der Stadt in einer Ebene. 
Die Märkte Gars und Obernberg, die Herrschaftsdörfer bezw. Edel 
sitze Hagenau und Frauenstein, haben eine ähnliche Lage. Eine Reihe 
von Städten unseres Gaues schmiegt sich an steil aus dem Tal auf 
ragende Felswände. Einem Mächtigen Baue gleichend, entsteigen 
diese meist vegetationsarmen Felsköpfe dem ebenen Talboden. Auf 
derartigen Kalkkuppen, die zugleich' auch eine gute Talsperre geben, 
stehen die Burgen von Kufstein, Rattenberg und Salzburg. Die 
Burg Schärding thronte ähnlich auf einem! dem Inn entsteigenden 
Granitblocke. Das schönste Beispiel für Berglage gibt aber inner 
halb unseres Gaues der Markt Neubeuern. Auch, um von Ueber- 
schwemmungen gesichert zu sein, wanderte der Marktplatz von Alten- 
Markt aus der Jnniederung auf die halbe Höhe eines gewaltigen 
Blockes aus NumMulitenkalk. Da liegt nun der dreieckige Marktplatz, 
noch aus zwei Seiten von steilen Wänden überragt. Am höchsten 
Punkte des Blockes aber thront das mächtige Schloß Neubeuernt 
Wo kein ringsum abfallender Burgberg zur Verfügung stand, be 
nützte die Festung einen zwischen zwei Tälern gelegenen Vorsprung 
der Hochfläche, zu deren Füßen die Stadt liegt. Burgbauten dieser 
Art haben Passau, Burghausen, Tittmoning und Rcichenhall. Nicht 
immer wären diese Burgen zum Schütze gegen auswärtige Feinde 
gebaut. Oberhaus mußte dem Bischof von Passau auch dazu dienen, 
die nach Unabhängigkeit strebenden Bürger der Stadt niederzuhalten. 
Die alte gefürstete Abtei Berchtesgaden hüt sich wieder auf ganz 
andere Art und Weise geschützt!. 
Sie liegt inmitten eines Talkessels, den steile Felswände um 
gürten. Untersberg, Göll, Steinernes Meer, WatzMann und Latten 
gebirge sichern besser gegen Ueberfalle als die stärksten Mauern. Die 
Pässe, die von Hallein übers Zill, von Salzburg durchs Drachen- 
loch, von Reichenhall über Schwarzbachwacht und Hallturn, von 
Pinzgau übern Hirschbühl führen, gleichen großen Toren. Wie diese 
müssen sie stark befestigt sein. Künstliche Befestigungen gleichen hier 
einem Riegel, der das Tor versperrt. 
Die schönsten Beispiele für Schutz fcurcf) Wasserflächen geben 
die in Flußschängcn liegenden Städte: Wasserburg am Inn, Laufen 
an der Salzach!.
	        
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