Volltext: Die Stadt Braunau a. Inn und ihre Umgebung

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in jeder Kriegszeit tauchte diese mörderische Seuche in unserem 
Gebiete auf; neben der Pesttüre im heimathause und dem Se¬ 
bastiansaltar in der Pfarrkirche erinnern uns zahlreiche Pest¬ 
kapellen an diese bösen Zeiten. Im spanischen Erbfolgekriege 
(1703 u. ff.) und im folgenden Bauernaufstand (Plinganser, TTleindl) 
ist Braunau wieder Heist umstritten, - fein Besitz geht mehrmals 
von der einen in die andere Mächtegruppe über.Im österreichischen 
Erbfolgekrieg ist die Festung Braunau abermals in großer Hot; 
in der Belagerung des Jahres 1743 durch die Oesterreicher ist 
die Not aufs höchste gestiegen. Notmünzen werden geprägt 
(f. heimathaus) und in einem hause der sinzerftraste wird das 
letzte Pferd geschlachtet. Das „eiserne Rotz" auf steilem Vachgiebel 
und eine Jnfchrifttafel (mit,falscher Jahreszahl) fallen uns als 
Erinnerung daran auf der rechten Straßenseite ins Buge, wenn 
wir vom Bahnhof dem Hauptplatz zuwandern. 
In den napoleonifchen Kriegen wird Braunau wiederum 
• dreimal von den Franzosen längere Zeit hindurch besetzt, zwei¬ 
mal (1805 u. 1809) weilt Napoleon kürzere Zeit im Hause des Kauf¬ 
mann Schudl (heute Mayringer) am Stadtplatz. In das Jahr 
1806 (26. August) fällt die Hinrichtung des ^Buchhändlers Jo¬ 
hann Philipp Palm. Pdlm war Buchhändler in Nürnberg 
und hatte als solcher mehrere Exemplare der Flugschrift „Deutsch¬ 
land in seiner tiefsten Erniedrigung" zum Verkaufe erhalten. 
Die Nürnberger Polizei fand einige hefte bei Palm und ersah 
darin eine Aufreizung des deutschen Volkes gegen Napoleon I. 
Trotz aller Beteuerungen von Seite palms, dast ihm eine der¬ 
artige Absicht ganz ferngelegen fei, wurde er verhaftet und in die 
Festung Braunau geschleppt, hier vor ein französisches Kriegs¬ 
gericht gestellt und von diesem zum Tode durch Erschießen ver¬ 
urteilt. Das Urteil wurde vorm Salzburgertor vollstreckt und 
Palm von französischen Soldaten erschossen (nähere Einzelheiten 
über Palms Kerker, Palms Richtstätte und über sein Denkmal 
im „Rundgang durch die Stadt"). 
In den Chroniken der Stadt finden wir des öfteren die 
Bemerkung, die Stadt wurde stärker befestigt. Besonders unter Kur¬ 
fürsten Ferdinand Maria (1651—1679) und in der napoleonifchen 
Zeit wurde die Festung stark ausgebaut. Bus der napoleonifchen 
Zeit besitzt das heimathaus zwei Festungspläne der Stadt und 
Umgebung. Damals waren den mächtigen Festungsschanzen 
fünf Butzenwerke und ein Überschwemmungsgebiet vorgelagert. 
Die Geschichte der Stadt Braunau verweilt bei jedem der 
oben angeführten Kriege sehr lange; sie schildert ausführlich 
jede Kriegszeit, jede Belagerung, wir aber wollen uns bei der 
im BUgemeinen doch recht unerquicklichen Kriegsgeschichte nicht 
länger aufhalten und nur das eine betonen, dast die Festung 
viel seid und Not in das Städtchen brachte. 
viel erfreulicher find ;wei andere Bilder, die sich 
uns vor klugen stellen, wenn wir verflossene Jahrhun¬ 
derte an unserem kluge vorüberziehen lassen: Braunau 
als Kaststation im Zluhhandel und Braunau als altes
	        
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