Volltext: Die Stadt Braunau a. Inn und ihre Umgebung

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steiler Höhe über der Salzach. Schon im Jahre 1115 mird es als 
castrum Hütte ermähnt; im 14: Jahrhundert begegnet es uns 
als herzogliches Jagdschloß, feit 1402 ist es Sitz des Landgerichtes 
Iüildshut. Heute dient es den Behörden des Bezirksgerichtes 
IDildshut als Amtssitz. Das Gebäude selbst wurde wenig ver¬ 
ändert, im Schloßhofe steht noch die alte Kapelle. Das vom 
Schlosse durch einen tiefen Graben getrennte Brauhaus gilt 
gleich dem konig'schen Brauhaus in Gstermiething als gutes 
Linkehrgasthaus. 
Durch stimmungsvolle Landschaften können wir vom Holz¬ 
öftererfee, über das Hochmoor des Hehermooses wandernd, 
dem botanisch sehr reichen Zilzmoos am Rande des weil- 
hartes zustreben. Im südlichen Teile des Hochmoores find 
Torfstiche und Torfhütten, auf der Nordfeite ist die Hochmoor¬ 
flora mit ihren zahlreichen Baccineenarten unverändert erhalten. 
An einem Zorsthaufe vorbei, durch Iüald gehend, erreichen wir 
den Huckingerfee. Im dunklen, schwarzbraunen Wasser des 
stillen Waldsees spiegeln sich alte Laubbäume; in Halbinseln 
und fchilfumfäumten Ausbuchtungen wächst der dichte Laub¬ 
wald in den See hinein. Die einsame, melancholische Stimmung, 
die den See umgibt, machte ihn zürn Schauplatz von Dolksfagen. 
Im Huckingerfee läßt der Volksglaube das Huckingerfeetveibchen 
hausen, das sich alle hundert Jahre ein Menschenopfer sucht. 
An einem alten pestsriedhofe vorbei erreichen mir das pfarr- 
dorf Tarsdorf. 3mei Grabsteine aus fpätrömifcher Zeit find 
am Kirchturmfockei eingemauert; von einem ist auch die In¬ 
schrift sichtbar. Sie ist dem römischen Legionshauptmann jColia 
Pocca gemidmet. Der Stein erinnert uns an Zeiten, da die rö¬ 
mische Salzach-Innstraße wahrscheinlich von St. Georgen über 
Ernsting in das Becken von Tarsdorf führte. In Urkunden be¬ 
gegnet uns der Ort erst um 1070. Heben der gotischen Pfarr¬ 
kirche find einige Höfe durch ältere Holzschnitzereien bemerkensmert. 
von Tarsdorf müssen mir, um nach St. Radegund zu 
gelangen, eine Höhe hinanfteigen. Bei Hadermarkt kommen mir 
in ein Gebiet mit Einzelfiedlungen, teils stattlicher Bauernhöfe, 
umgeben von (Dbftbäumen, teils schmucker Sölden und Häusel. 
Bei der gotischen Pfarrkirche von St. Radegund, die 1372 dem 
Stifte Reitenhaslach einverleibt murde, stehen mir am Rande 
der steil zum Salzachdurchbruch abfallenden Hochfläche, von der 
sich ein prächtiger Tiefblick in das Becken von Ettenau auf¬ 
tut. Ueber steile waldhänge schauen mir auf grünes wiesen- 
land und ausgedehnte Auen, die den Lauf der Salzach um¬ 
säumen. Huf steiler Höhe thront die alte Salzburgerfefte T i 11- 
m o n i n g, um deren Zuß sich das freundliche Städtchen aus¬ 
breitet. Die Berge von Berchtesgaden und Reichenhall begrenzen 
den Horizont und schaffen ein harmonisches Landschaftsbild. 
St. Radegund hatte vor dem Kriege über das Innviertel hinaus 
feine Berühmtheit dadurch, daß in einer großen Halle, die heute 
verroeift dasteht, von Zeit zu Zeit passionsspiele aufgeführt murden. 
Jede der skizzierten Wanderungen durch das obere Inn¬ 
viertel kann von einem rüstigen Fußgänger in einem Tage zu-
	        
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