Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

Die innere eisfreie Höhle. L)S)S)S)L)S)L)S)S)S)S)S)<DS)S) 57 
der lehmig-sandige Boden des über 30 Meter hoben »Domes« erreicht. Wir konnten 
hier unten noch einige halb verwaschene Fußspuren nachweisen, doch rührten diese 
lediglich von einem der Bergführer her. Die anderen waren partienweise bei den ein¬ 
zelnen Stufen zurückgeblieben, um ihre Kameraden wieder aufzufeilen. 
Zwei Wässerchen kommen hier zusammen. Das eine kennen wir schon. Es kommt 
von Osten aus hohem Schlote herab, umkreist auf nicht verfolgbarem Wege den Dom 
und tritt in der Südwand in etwa 10 Meter Höbe wieder hervor. Das andere Bächlein 
kommt über einen Fsltan herab, welcher gleich hoch mit der Felsplatte oberhalb der 
Drahtseilleiter ist, jedoch durch die Tiefe des Domes von ihr getrennt ist. Über diesen 
Fsltan ist offenbar die Fortsetzung der Höhle gedacht worden, doch gelang vor uns nie¬ 
mandem feine Erkletterung. Er bricht mit lotrechten bis überhängenden Wänden zur 
Sohle des Domes ab, auf welcher sich beide erwähnte Bächlein, Tümpel und Lachen 
bildend, vereinigen, um gemeinsam bei den gestürzten Riefenblöcken in der Rückwand 
des Domes zu versickern. 
Die Erkletterung des Fsltans gelang uns vermittels der gestürzten Blöcke, indem 
wir uns zwischen sie und die Wand stemmten und so unter dem Überhang heraus eine 
steile und griffarme Platte erreichten, an welche sich eine kleine lehrn- und schuttbedeckte 
Halde schloß. Sie führt in einen Winkel, welcher eine Verwerfungskluft markiert, und 
schließt hier an den Fsltan an, von dem man über einen kurzen Felsgrat und eine 
Klimmzugstelle einen mit Gesteinstrümmern erfüllten, nach Norden ziehenden Gang er¬ 
reicht. Von hier oben oder ebenso vom Fsltan selbst ist der Fsnblick des Domes überwäl¬ 
tigend. Fast lotrecht streben die düsteren Wände zur Höhe, magische Lichteffekte flimmern 
auf dem taufeuchten Gestein, der lichte Boden glitzert durch das überrieselnde Wasser, 
und wenn gerade vom jenseitigen Felsbalkon ein Kletterer auf der kaum sichtbaren 
Drahtseilleiter aus- oder absteigt, regt sich in der Brust ein stolzes Gefühl der Kraft, wird 
kühner Tatendrang und helle Forscherfreude lebendig. Fsn den Riesenpfeilern eilt das 
Fluge zur Decke empor, die sich in der Mitte in schwarze Nacht verliert, doch auch dort, 
wo das zweite Bächlein herabkommt, starrt eine schwarze Öffnung auf uns nieder, vor 
welcher ein gestürzter Block quer eingeklemmt zwischen den Wänden hängt. Da hinauf 
zu gelangen, wäre nur mit besonderen technischen Hilfsmitteln möglich und dürfte auch 
gelegentlich eines späteren Besuches versucht werden. Verlassen wir nun unsere wild¬ 
romantische Loggia und denken wir an die Vermessung der Höhle, denn schon ist es 
höchste Zeit, wenn wir noch den fsbendzug in Schladming erreichen wollen. Und es ge¬ 
lingt, wenn auch mit harter Mühe und wenn uns eine Drahtseilleiter infolge der Eile in 
die Eiskluft fiel, was schadete es. In 10 Minuten war sie zur Stelle geschafft und die Kluft 
mitkartiert, ihre Tiefe mit 8 Meter bestimmt. 
Die markscheiderische Fsufnahme und geologische Untersuchung der Höhle hatten 
folgendes Ergebnis: Die Höhle in der Dachstein-Südwand ist zufolge ihrer Erosionsgänge 
und ihrer in dem Gebirge sonst unerklärlichen horizontalen Flnlage als uraltes Höhlen¬ 
flußbett zu erkennen, welches zu einer Zeit ausgehöhlt wurde, als sowohl das Ennstal 
noch nicht bestanden hat und andererseits die Vorflut auf der Nordfeite des Gebirges
	        
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