Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

124 Matbematiscb=pbyfikalische Untersuchung der Eishöhlen und Windröhren. 
und es ist, nachdem Rauhigkeiten die Geschwindigkeit wieder vermindern, die geeignetste 
Form der flache liegende Sack (Dobfchauer Eishöhle in Ungarn) oder die vertikale, 
beziehungsweise geneigte Spaltenhöhle (Eislöcher im Schockt in Steiermark). 
Eisbildung in nach abwärts hängenden Luftfädken. 
In keiner Höhle ist fremde Wärmezufuhr absolut auszuschließen. Es wird zum Bei¬ 
spiel durch Spalten warme Luft aufsteigen oder bei Regen warmes Sickerwasser in die 
Höhle gelangen. Die Temperatur einer Höhle, welche vom Eingänge nach abwärts hängt, 
wird also, wie bereits oben erwähnt wurde, niemals der niedersten Jahrestemperatur 
entsprechen können. Immerhin wird bei geeigneter Gestalt der Höhle und bei starker 
jährlicher Temperaturschwankung am Tage bis tief unter den Gefrierpunkt das Gestein 
der Höhle soweit abgekühlt werden können, daß alles in die Höhte ge» 
langende Sickerwasser zu Eis erstarren muß, welches infolge der Aus» 
schaltung des warmen Luftzuges im Sommer nicht mehr schmelzen kann 
und als immerwährender Eisbestand den Luftsack zur Eishöhle macht. 
Durch den Gefrierprozeß selbst wird allerdings Wärme frei, und es wird hiedurch die 
Temperatur des Windsackes nahezu auf 0° hinaufgerückt, doch es entsteht dann bei nie¬ 
derer Außentemperatur ein umso heftigerer Luftzug, und es wird ein noch weit größerer 
Kältevorrat aufgespeichert. Huch bedarf es zur Schmelzung des Eifes wieder derselben 
Wärmemenge, welche beim Gefrieren frei wurde und durch den Luftzug der Höhle ver¬ 
loren ging. 
Wenn auch die Eisbildung als ein für die Aufspeicherung der Winterkälte günstiges 
Moment zu betrachten ist, so wird ein zu starker Zustrom von Wasser in die Höhle nur 
schädigend wirken, und es darf also zwischen dem Zustrom des Wassers im Frühjahre, 
Sommer und Herbst und der abkühlenden Wirkung des Luftzuges im Winter kein Mi߬ 
verhältnis eintreten. Würde nun im Winter und im Frühjahr nur immer soviel Wasser 
zufließen als notwendig ist, um die Temperatur auf 4z0° Celsius zu erhalten, so würden 
sich einige der früher abgeleiteten Formeln wesentlich vereinfachen lassen. 
Die Formel für die entzogene Wärmemenge, Q = C v te t, wobei te die Temperatur¬ 
zunahme der Luft bedeutet, ließe sich dann 
Q = C v (T°— Tj)* 
schreiben und wenn wir T° — Tj —1° setzen und für die Kapazität des Luftstromes pro 
1 Meter Geschwindigkeit in der Sekunde 
F 
C = — s o 
2 
einsetzen, erhalten wir 
F 
Q = v — s o t° T. 
2 
* T°, die Temperatur von =fc0° Celsius, wird nicht immer in das Kalkül zu ziehen fein, denn wenn 
wir in der aufsteigenden Strecke des Luftstromes keine Eisbildung mehr beobachten könnten, müßten wir 
für die Temperatur in der absinkenden Strecke =to° Celsius fetzen und hieraus die Temperatur für die auf¬ 
steigende Strecke berechnen, welche in diesem Falle über dem Gefrierpunkte liegen würde,
	        
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