Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

108 s>s>s>s>s> Matbematiscb'phyfikalifcbe Untersuchung der Eishöhlen und Windröhren. s>s>s>s>e>s>s> 
Ziehen wir hingegen eine rechtwinklig abgebogene Röhre in Betracht, so ist der 
horizontale Teil gleich der ganzen Höhlenlänge vermindert um die Höhe des vertikalen 
Astes und es läßt sich die Gesamtlänge wie folgt ausdrücken: 
(L-H) + H 
Dieser Ausdruck ist dann am kleinsten, wenn 
L — H = 0 wird, da 
H nie größer fein kann als L. Ist L = H, dann besitzt die Höhle nur einen vertikalen 
Ast, die horizontale Strecke (L — H = 0) fehlt und die Höhle ist, wie auch aus der vo¬ 
rigen Untersuchung hervorging, ein vertikaler Schlot. 
Die Ermittlung des Geschwindigkeitsverlustes und der Geschwindigkeit selbst in 
einer sich mehrfach erweiternden, durch Verstürze teilweise verengten, vielfach gewun¬ 
denen und ausgezackten Höhle ist mit nahezu unüberwindbaren Schwierigkeiten ver¬ 
bunden, und es konnte sonach hier lediglich auf die wichtigsten Momente eingegangen 
werden, welche bei Untersuchung der Luftströmung in Höhlen in Betracht kommen. Be¬ 
hufs Ermittlung der mittleren Geschwindigkeit wäre vor allem eine Höhle in einzelne 
Abschnitte einzuteilen, von welchen jeder zumindest annähernd gleiche Rauhigkeit und 
Beschaffenheit aufweifen müßte. Eine derart spezielle Behandlung ist aber hier auch gar 
nicht unsere Aufgabe und es soll nur an einem Beispiel gezeigt werden, daß eine Be¬ 
rechnung nicht unmöglich ist. Es fei hier noch vorausgeschickt, daß eine Abkühlung der 
Luft in der Höhle nur eintreten kann, wenn die äußere Lufttemperatur höher ist als 
die Temperatur des Gesteines in der Höhle, und es wird also (vornehmlich im Sommer) 
der Luftzug die Höhle in absteigender Richtung durchstreichen. Sinkt jedoch die Außen¬ 
temperatur unter jene des Gesteines in der Höhte, dann wird die Luft in der Höhle er¬ 
wärmt, steigt durch die Gänge empor und entweicht beim oberen Eingang (Winter). In 
der Tat kann man konstatieren, daß an kalten Tagen die Luft durch eine 
Windröhre aufsteigt, an warmen Tagen aber absinkt. 
Beispiel einer Windröbre. 
Es wird interessieren, die auf rein deduktive Weise erkannten Verhältnisse in 
einer Höhle mit zwei (oder mehreren) Eingängen in verschiedener Höhenlage an einem 
Beispiel zu beobachten. Einer der großartigsten Vertreter dieses Höhlentypus ist die 
Badlhöhle bei Peggau in Steiermark. Sie liegt in einem Abfallrücken des Kalkgebirges 
zwischen Semriacb und Peggau, welcher den unteren Teil der tiefen Erosionsrinne des 
Badlgrabens südlich begleitet. Im Nordhang dieses Rückens öffnet sich im Walde versteckt 
in 545 Meter Seehöhe, 120 Meter über der Sohle des Grabens, der obere Eingang, und 
48 Meter tiefer, am Fuße einer deutlich gebankten Felswand, der untere Eingang zu 
dieser Windröhre. Die Luft weht hier in der Tat im Frühjahr und Sommer durch die 
Höhle hinab, im Herbst und Winter jedoch entfährt dem oberen Eingang der Wind so 
heftig, daß er die Lampen verlöscht, durch die bei der niederen Außentemperatur aber 
doppelt fühlbare Wärme angenehm überrascht.
	        
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