Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

s>s>s>s>s>s>s>s>s>s>e>e> Tektonische und hydrographische Betrachtungen. S>S>S>S>L)S>S>S>S>L> 73 
rintbcs«, nicht weniger auch der imposante Hauptgang (im vorderen Teile als Riefen« 
tunnel bezeichnet) find als das ehemalige Bett eines Höhlenflusfes zu erkennen. Das 
schwarze Labyrinth blieb in feiner Ursprünglichkeit erhalten, und nur das Wasser ist 
daraus verschwunden. Der Hauptgang wurde jedoch durch Deckensturz und sekundäre 
Höhlengewäffer mannigfach verändert. Ein Höhlenfluß, wie er den Dimensionen des 
Hauptganges, beziehungsweise des Riefentunnels entsprechen würde, hätte eine sekund¬ 
liche Wasserführung von 200 bis 300 Kubikmeter bei mittlerem Wafferstand, er würde also 
einem oberirdischen Flusse mit einem Niederfchlagsgebiete von ungefähr 5000 Quadrat¬ 
kilometer Fläche entsprechen. Eine genaue Berechnung hierüber läßt sich infoferne nicht 
anstellen, als es uns derzeit unmöglich ist, die nötigen Daten über Hoch« und Nieder' 
wafferverhältniffe zu beschaffen und jene Geschwindigkeit zu ermitteln, mit welcher das 
Wasser die teils Druckleitungen, teils Gravitationsgerinne bildenden Höhlengänge durch¬ 
fließt. Es läßt sich jedoch mit ziemlicher Gewißheit annehmen, daß der ehemalige Höhlen¬ 
fluß an Wasserführung der heutigen Enns vor ihrem Eintritt in das Engtal des Gesäuses 
entsprochen hat. 
Die neuesten Forschungen in der Dachstein-Mammuthöhle haben das Bild nicht 
klarer gestaltet, sondern eher noch mehr verworren und man kann ruhig sagen, daß 
dem Höhlenforscher im Innern des Dachsteinplateaus noch die großartigsten Überraschun¬ 
gen vorbehalten find. Bevor wir jedoch auf die Besprechung der Entdeckung eines alten 
Höhlengerinnes von weit größeren Dimensionen als die oben erwähnten eingehen, sollen 
vorerst die für das Verständnis oder besser für die richtige Beurteilung des bereits er¬ 
wähnten alten Höhlenflußlaufes wichtigen neuen Beobachtungen mitgeteilt werden, 
welche gelegentlich einer 21 stündigen Höhlenfahrt am 10. und 11. September 1911 ge¬ 
macht wurden. 
Dieser Expedition fehlten vor allem jene Requisiten nicht, welche das Erklettern 
senkrechter, beziehungsweise überhängender Wandstufen von mehr als doppelter Mannes¬ 
höhe ermöglichen. Es find dies leichte aber feste Holzleitern aus Eschenholz, welche, durch 
Klammern aus Stahlfederblech verbunden, eine bis 10 Meter hohe, höchst praktische Huf¬ 
stiegsvorrichtung bilden.* Die einzelnen Leitern von nur 3 Meter Länge kann man auch 
durch ziemlich enge und sehr gewundene Schlufe befördern. So bildete auch der unan¬ 
genehme Krokodilfchluf hiefür kein wesentliches Hindernis. Es galt vor allem im Dom h 
des schwarzen Labyrinthes eine 11 Meter hohe, überhängende und absolut unkletterbare 
Wand zu ersteigen. Der Platj zur Herstellung der Verbindungsleiter war von seltener 
Geräumigkeit und nach wenigen Minuten flinker Arbeit lehnte das hohe und schwin¬ 
gende, scheinbar recht gebrechliche und doch vollkommen solide Gebilde an der Fels¬ 
wand rechts von der gähnenden Öffnung in der Decke, denn hier hoffte man in knapp 
10 Meter Höhe ein Band zu erreichen, welches sich an der rechten Wand des Domes 
schräg nach aufwärts zum unteren Rande der Öffnung hinzieht. Gerade in der Mitte war 
die zu überwindende Höhe 11 bis 12 Meter und es schien vom obersten Leiterende noch 
* Siebe Erkletterung der Schatzkammer in der Odetsteinböble bei Jobnsbacb, »Mitteilungen für 
Höhlenkunde«, IV. Jahrgang, 1911, Heft 3, Seite 2.
	        
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