Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

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Einsturztrichter, von welchem eine enge Erofionskluft (n) zu einem unheimlichen Ab-- 
grund führt. Das Krachen hinabgeworfener Steine ist lange hörbar und das Rauschen 
der Sieker wüster scheint erst in unermeßlicher Tiefe zu ersterben. Bei m gelangt man, 
zwischen den gestürzten Blöcken hindurchkletternd, in mehrere Kammern, wo sich flugen¬ 
steine finden. Im Boden klaffen überall tiefe Abgründe, aus welchen merkbarer Luftzug 
empor streicht. Während man die Leitern für den Abstieg in diese Schlünde holen wollte, 
wurde ein anderer Seitengang o entdeckt, welcher ebenfalls mit einem Abgrunde ab- 
schloß. Dieser sah verheißungsvoller aus als jene bei m und n. 
Anfangs wollten nur wenige bei dem Abstieg in die neue Unterwelt mithalten, 
später, als trotz des glühenden Weines und der dampfenden Suppen die Kälte des 
Bodens unsere Glieder durchschauerte, waren alle gerne zu neuer Arbeit bereit. In 
schöner Wölbung führt der Gang in die Tiefe, ein Pfeiler zur Rechten bot Gelegenheit 
zur Befestigung des Seiles, dann schwankte Mann für Mann, einschließlich der zur Ex¬ 
pedition gehörenden Dame, auf der Strickleiter herab. Man darf sich dieses Steigen auf 
Strick- oder Drahtseilleitern nicht allzu bequem vorstellen. Da die Leiter nicht stabil ist, 
weicht sie unter den Füßen beständig aus, der Schwerpunkt des Körpers verlegt sich 
stark außerhalb des Unterstützungspunktes durch die Füße und fein Gewicht haben als¬ 
dann vorzugsweise die Finger- und Unterarmmuskeln zu tragen, was den Untrainierten 
auf die Dauer sehr ermüdet, auch macht der Neuling häufig Fehltritte, die ihn in Angst 
und Schrecken versetzen. Hängt die Leiter frei, so kommt sie sehr leicht in drehende und 
pendelnde Bewegung, liegt sie aber am Gestein auf, so legt sie sich so fest an die Wand, 
daß die Füße keine Sprossen fasten können, die Finger hingegen festgeklemmt und auf¬ 
geschürft werden. Felskletterer würden in erster Linie das sichere Gefühl der festen Griffe 
und Tritte vermissen. 
Wir standen am Grunde des 12 Meter tiefen, brunnenartigen Schachtes, wo sich 
uns eine schier verzauberte Welt erschloß. In der 5 Meter breiten und hohen Galerie, 
die wir jetzt betraten, entdeckten wir, daß der Boden mit fast regelmäßig polyedrifcben 
Tonplatten wie gepflastert aussah. Absolute Trockenheit muß wohl das ganze Jahr über 
in diesen Räumen herrschen, da der ganze tonige Bodenbelag, den einmal das Wasser 
absetzte, als diese Gänge noch von ihm durchflutet wurden, infolge gänzlicher Austrock¬ 
nung in regelmäßige Tafeln und Täfelchen zersprang. Wir nannten diesen Höhlenteil 
das TonplattemLabyrinth.* Seitengänge finden sich auch hier unten mannigfach, Spalten 
durchsetzen quer, Schlote führen nach oben. In etwa 100 Meter Entfernung vom Schachte 
erniedrigt und verengt sich zugleich die Hauptgalerie derart, daß nur zwei Personen 
nebeneinander auf dem Bauche fortkriechen können. Lautes Brausen ertönt, als ob man 
vor einem Wildwasser oder einem Wasserfall stünde, aber es ist nur das Saufen des 
Windes, das in der absoluten Stille der Bergesnacht deutlich vernehmbar wird. Die Gas¬ 
flammen unserer Grubenlampen verlöschten in diesem Sturme, daher mußten wir in 
rabenschwarzer Finsternis, die den Eindruck des elementaren Aufruhrs wesentlich ver- 
Siehe »Redams Universum«, XXVII. Jahrgang, Heft 11, Seite 251.
	        
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