Volltext: Höhlen im Dachstein und ihre Bedeutung für die Geologie, Karsthydrographie und die Theorien über die Entstehung des Höhleneises

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Loch C empor und kletterten die hoben Stufen zu B hinauf. War der Abstieg durch die 
Enge schon sehr beschwerlich, so war der Aufstieg besonders für einige Forscher mit 
etwas größerem Leibesumfang überaus mühevoll, sodaß 2 Stunden verronnen waren, 
bis das Rettungswerk in Angriff genommen werden konnte. Während dem Anstiege 
von C nach B lösten sich trockene Lehmknollen und lose Erde ab und fielen zwischen 
dem Blockwerk auf unseren Gefährten hinab, der dadurch in keine beneidenswerte Lage 
gelangte. Nachdem an einem festen Block eine Strickleiter befestigt worden, begann der 
Abstieg in diesen Teil des Abgrundes. Nach Überwindung mehrerer Stufen wurde bei 
I eine steile, mit feuchtem, schlüpfrigem Lehm überzogene Rinne erreicht, welche jedoch 
in 23 Meter Tiefe unter B endet. Von da ab hing die Strickleiter frei in der Luft. Los¬ 
gelöste Steine fielen mit verhaltendem Donner in den unermeßlichen Abgrund hinab. 
Da endete die Leiter ohne den Boden der Bergspalte zu erreichen, doch in gleicher 
Höhe, nur wenige Meter entfernt, ist der wackere Forscher, der nur an einem Seile 
kletternd den Abstieg bis hieher gewagt hatte. Nach einer Traverse zwischen den lehmi¬ 
gen und feuchten Wänden, die er, am Seile sich haltend, noch sicher ausführen konnte, 
erreichte er bei K einen Fetsblock und ließ im Eifer der Forschung das Seil feiner Hand 
entgleiten, welches sofort, die vertikale Lage aufsuchend, in 10 Meter Weite hinüber¬ 
pendelte. Ohne Seilversicherung war der Übgergang mehr als lebensgefährlich. Jetzt 
konnte ihm jedoch Ingenieur Bock das Seil zuwerfen, er leuchtete ihm mit seiner vor¬ 
züglichen, nie versagenden Grubenlampe und wenige Minuten später drückten sich beide 
an sicherem Orte still die Hände. 
Einstweilen war von den übrigen Exkursionsteilnehmern unter Lahners Leitung 
der Aufstieg in den Hauptgang und das Auffeilen der Rucksäcke besorgt worden. Große 
Rast wurde gehalten. Wir wählten in dem weißen trockenen Lehmstaube einen geeig¬ 
neten Lagerplatz und setzten die Kochkessel in Tätigkeit, um uns Stärkung und Wärme 
zuzuführen. Es war 2 Uhr morgens, als die abenteuerlich aussehende Gesellschaft sich um 
die brodelnden Pfannen niederließ; einige Teilnehmer nahmen ein bei langen Höhlen¬ 
fahrten beliebtes »Flammensitzbad«, das darin besteht, daß man einige Fetzen Papier in 
Brand steckt und sich in hockender Stellung darüber kauert. Die wohltuende Wirkung, die 
solch ein Bad auf die starren Glieder ausübt, wird sich ein Laie kaum vorstellen können. 
Es lag ein eigenartiger Zauber über diesem Lagerraum; nur wenige Stunden 
trennten uns von der Oberfläche der Erde, aber nicht auf dem höchsten Alpengipfel 
fühlt man so die Losgelöstheit von allem Irdischen, die Ab ge schnitten!) eit von aller Kultur 
und auch von aller fremden Hilfe, wie in der tiefen Nacht des Gebirges. Hier ist man 
so ganz auf sich und feine Gefährten allein angewiesen; mehr als auf den Klettergerüsten 
der Berge fühlt man hier das Gebot »Einer für alte, alle für einen«. Darum wird man 
es begreiflich finden, daß zur Höhlenforschung nicht jeder taugt; wie sie ohne ernste 
wissenschaftliche Arbeit, der das Überwinden alpiner Gefahren doch nur dienendes Mittel 
zum Zweck bleibt, zu einer kindischen Farce wird, so muß sie auch an der Lösung ihrer 
schwersten Probleme scheitern, wenn ihren Trägern das tiefe ethische Empfinden für die 
Mannestreue im gemeinsamen Waffengange, für die unbedingte, alles opfernde Kamerad-
	        
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