Volltext: Die Ortsgemeinde Lengau im politischen Bezirk Braunau am Inn in Oberösterreich

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(1618—1648), der ganz Deutschland sowohl in politischer 
und wirtschaftlicher, als auch in religiöser Hinsicht in grenzen¬ 
lose Verwirrung gebracht hatte, trat nach und nach eine 
Zeit der Ruhe und Erholung ein, in der sich diese Ver¬ 
hältnisse einigermaßen wieder regelten und ein gewisser Fort¬ 
schritt auch in kirchlicher Beziehung sich ergab. 
Während der tatkräftigen Regierung der großen Kaiserin 
Maria Theresia (1740—1780) erfolgten in der kirch¬ 
lichen Organisation wichtige Aenderungen, indem das Ver¬ 
hältnis zwischen Staat und Kirche geregelt und das Unter¬ 
richtswesen der staatlichen Oberaufsicht untergeordnet und 
auf eine höhere Stufe gebracht wurde. 
Bon einschneidender Wirkung waren die Anordnungen, 
die Josef ll. (1765—1790), vorerst als Mitregent der 
Kaiserin Maria Theresia und sodann als deren Nachfolger, 
in kirchlicher Beziehung getroffen hat und die auch deuJun- 
kreis berührten, da diefer durch den Frieden zu Tescheu im 
Jahre 1779 unter österreichische Herrschaft gekommen war. 
Seine wichtigsten Reformen im kirchlichen Belange 
waren: das sogenannte Toleranz-Edikt, wonach den 
christlichen Andersgläubigen, d. i. den Protestanten und den 
nichtnnierten Griechen die Privatausübuug ihres Glaubens 
gestattet, erweiterte bürgerliche Rechte zugestanden und auch 
den Juden Erleichterungen zugebilligt wurden. Die päpst¬ 
lichen Rechte auf verschiedene kirchliche Einrichtungen in 
Oesterreich wurden beschränkt, oder ganz aufgehoben. Bon 
großer Bedeutung war die Aufhebung der Klöster, deren 
Bewohner ein bloß beschauliches Leben führten und sich nicht 
mit Krankenpflege und Erziehung oder Unterricht beschäftigten. 
In Oberösterreich allein wurden hiebei 17 größere Klöster 
aufgehoben. Das Vermögen derselben wurde zur Stiftung 
des Religionsfon des*) bestimmt, der zur Gründung 
neuer Pfarren und für Erziehungs- und Wohltätigkeitsan¬ 
stalten diente. 
Am 14. März 1783 wurde der Jnnkreis von der 
Paffauer Diözese abgetrennt, alle Einkünfte zum Religions- 
sonbe gezogen, 1784 und 1786 die kirchlichen Angelegenheiten 
mit den Bistümern Salzburg und Passau betreff der Ab¬ 
trennung in's Reine gebracht, neue Pfarren errichtet und 
*) Im Jahre 1782.
	        
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