sprunges der beiden uns zunächst interessierenden Völkernamen
„Germanen" und „Deutsche" Raum finden.
Wie schon vorher angedeutet, wird der Ausdruck „Ger¬
mane" gegenwärtig in geschichtlichen Abhandlungen und im
allgemeinen Sprachgebrauchs nur für die im Altertum lebenden
zahlreichen deutschen Volksstämme angewendet. Der Name ist
keltisch, bedeutet Grenznachbar und wurde von den Kelten
ursprünglich dem am Flusse Maas (im heutigen Belgien)
wohnenden Volksstamme gegeben. Im 2. Jahrhundert v. Chr.
in rechtsrheinische Länder eingewanderte Kelten übertrugen
diesen Namen sodann auf ihre neuen Nachbarn. Um's Jahr
80 v. Chr. wurde der Name auch den Römern bekannt
und wendeten diese ihn zur Bezeichnung des ganzen zu- ,
sammengehörigen Volkes an, ohne anfangs die Kelten hievon
auszunehmen. Erst Caesar erkannte den Gegensatz zwischen
Kelten und Germanen, wenn auch spätere Geschichtsschreiber
(sogar Gelehrte der Neuzeit) beide Völker nicht streng aus¬
einandergeschieden haben, trotzdem die Germanen ein Volk
für sich bilden mit besonderer Eigenart und Sprache.
Der Name „Deutsche" stellte sich erst ein, als im Werde¬
gang unserer Nation aus der Teilung des großen Franken¬
reiches im Jahre 843 n. Chr. das ostfränkische Reich her¬
vorging, hiebei sich die germanischen Stämme der Franken,
Friesen, Sachsen, Schwaben, Baiern und Thüringer ver¬
einigten und dadurch den Grund zum nachherigen großen
deutschen Reiche legten.
Das Wort „deutsch" bezog sich zunächst auf die
Sprache, die damit als die volkstümliche, ange¬
stammte bezeichnet wurde, denn althochdeutsch diutisc,
romanisiert theodiscus, ist eine Ableitung vom althoch¬
deutschen diota „Nation, Volk"; später erst galt auch die
deutschredende Bevölkerung des neuen Reiches als
deutsch und als die Deutschen; mittelhochdeutsch*)
Hießen sie und nannten sie sich selbst die t i u s c h e n, und
ihr Gebiet wurde oas tiusche lant, d. i. Deutschland
genannt.
*) Die mittelhochdeutsche Sprachweise wurde vom 8. bis
zum 15. Jahrhundert angewendet, worauf unsere neuhochdeutsche
platzgriff.