Volltext: Die Ortsgemeinde Lengau im politischen Bezirk Braunau am Inn in Oberösterreich

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zurückgekehrt; Hardung empfing sie kalt. Der Stallmeister 
war kern Freund Konradens, denn wenn dieser früher stürbe 
war chm aus dem Nachlasse des alten Hardung ein 
reiches Erbe zugesichert. Er wußte daher, wo er nur konnte, 
me beiden Bruder zu entzweien. 
, toar Hardung mit Robert allein und voll Unge¬ 
duld schr-e er chm entgegen: „Sag' an, Norbert, ist es 
wahr. „Wahr ist s. Gnädiger Herr! Schon vor fünf Tagen 
^rach ein fremder Ritter ein auf Mattighofen in schwarzer 
Rüstung und geschlossenem Visier; bald war er unserer 
Herrin unzertrennlichster Begleiter, der einzige Gegenstand 
hier zartesten Aufmerksamkeit, spät in der Nacht verweilte 
er oft in ihrem Gemache." „Die Heuchlerin!" kreischte 
Hardung, „und wo finde ich den schamlosen Buben?" „Hier" 
erwiderte Robert. „Wie, in meinem Schlosse, sagst du?" 
r5“' °,6en Turme gegen Mitternacht.*) gerade über Frau 
Katharinas Schlafgemach." Wutentbrannt streckte Harduua 
ftine Faust empor und murmelte grollend: „Ans diesen 
Mauern kommst du lebend nimmer hinaus!" 
f., be* uicht unbeschwerlichen Reise ermüdet, hatte 
die Burgfrau rn ihr Gemach zurückgezogen. Indeß schlich 
sich Hardung, unsicher trotz der Blendlaterne, auf den Wart- 
Klfe fSTl exc bie Türe, stürzte auf den Schlafenden 
los und durchbohrte ihn mit seinem Dolche. Mit Anstrengung 
rtB Hebung den Leichnam vom Lager und stürzte ihn vom 
Turme hrnab m die Tiefe. Nun trat er in Katharinas 
Zimmer, ergriff ihre Hand und zog sie hinaus auf den 
Zoller indem er m die Tiefe hinabwies. Unten war Norbert, 
der hohnlachend Hardung gefolgt war, mit einigen Dienern 
mit Fackeln, um den Leichnam vom Mauerrande wegzu¬ 
schaffen. „Konraden, deinen Bruder hast gemordet!" schrie 
hinstürzend Katharina. I J 
Hardung folgte bald in tiefer Reue seinem Bruder und 
Katnarina zog sich in's Frauenkloster zu Reichersberg zurück." 
Frau Katharina, die Witwe des Hanns Kuchler, betrieb 
™1} . EM Eifer die Verwirklichung der testamentarisch fest« 
gelegten Absicht ihres verstorbenen Gemahls; im Jahre 
s ® J*? l?on l^runil den anderen vorgenannten Erben 
ber Kuchler etn Sttftsbrief ausgestellt und die darin er- 
*) — gegen Norden.
	        
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