Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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und Residenzstadt" gelten; in das Herzschild des neuen öster¬ 
reichischen Kaiserwappens trat — nunmehr als Hauswappen — die 
silberne Querbinde im roten Felde, das Schildzeichen aus der 
Zeit der Babenberger. Das Patent vom Jahre 1804 war ein folgen¬ 
reicher Schritt, der längst vollendeten Einheit unseres Staates 
nach außen und innen eine höhere Geltung zu verleihen. 
Im Oktober 1805 betraten die Franzosen zum zweitenmal den 
Boden unseres Heimatlandes. Napoleon hatte sich im Sommer 1805 
mit Bayern, Württemberg und Baden verbündet und an Oester¬ 
reich den Krieg erklärt. Das österreichische Heer unter General 
Mack wurde bei Ulm geschlagen und mußte sich am 20. Oktober 
kriegsgefangen ergeben. Am 27. Oktober rückten die Franzosen 
über den Inn und zwangen in mehreren siegreichen Gefechten 
die im Lande befindlichen österreichischen und die mit ihnen ver¬ 
bündeten russischen Truppen zum Rückzuge. Kaiser Napoleon 
nahm durch mehrere Tage (vom 4. bis 8. November) in Linz im 
Landhause Quartier und rückte sodann gegen Wien vor, welches 
am 13. November besetzt wurde. Napoleon hatte dem Kaiser 
Franz, welcher sich mittlerweile nach Mähren begeben hatte, 
schon von Linz aus Frieden anbieten lassen, wenn er das Bündnis 
mit dem russischen Kaiser Alexander I. lösen würde. Franz hielt 
aber treu zu seinem Verbündeten und so kam es am 2. De¬ 
zember 1805 zur denkwürdigen Dreikaiserschlacht bei Austerlitz 
in Mähren, in welcher Napoleon als Sieger hervorging. Dieses 
Ereignis hatte für unser Vaterland recht traurige Folgen. Kaiser 
Franz mußte in dem zu Preßburg am 26. Dezember 1805 ab¬ 
geschlossenen Frieden seine italienischen Besitzungen, dann Tirol 
und Vorarlberg und noch andere Gebiete an Napoleon und seine 
Bundesgenossen abtreten und 40,000.000 Franken an Kriegskosten 
zahlen. Die Bundesgenossen Napoleons wurden im Range erhöht, 
Bayern und Württemberg „Königreiche", Baden ein „Großherzogtum". 
Oesterreich erhielt für den großen Landverlust einen geringenErsatz 
in dem ehemaligen Hochstiftslande Sahburg und Berchtesgaden. 
Unser Heimatland litt abermals sehr durch die französischen 
Einquartierungen. Die Feinde verübten Ausschreitungen aller Art 
und als im März 1806 endlich der Abzug der Franzosen erfolgte, 
atmete alles wieder auf. Die Preise der Lebensmittel waren während 
der Einquartierungszeit so hoch geworden, daß die ärmere Be¬ 
völkerung bitteren Mangel leiden mußte. Gold- und Silbermünzen 
Wurden sehr rar, während die massenhaft im Umsatz befindlichen 
Bankozettel an Wert einbüßten. 
In Deutschland vollzog sich im Juli 1806 ein tieftrauriges 
Ereignis. Sechzehn deutsche Fürsten schlössen am 12. Juli 1806 
mit Napoleon den Rheinbund, durch welchen sie sich vom deutschen 
Reiche lossagten und den französischen Kaiser als ihren Oberherrn 
anerkannten. Dies bestimmte Kaiser Franz am 6. August 1806 
der deutschen Kaiserwürde zu entsagen und seine Erbländer von 
jeder Verbindlichkeit gegen das bisherige deutsche Reich los¬ 
zulösen. Am 12. August wurde dieser Entschluß dem deutschen 
Reichstage zu Regensburg kundgemacht, worauf sich derselbe auf¬ 
löste. So endete das deutsche Reich nach tausendjährigem Be¬ 
stände in tiefer Schmach.
	        
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