Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

- 68 - 
Vermögens ein und nahm fast überall den Jesuitenfonds x) in An¬ 
spruch, um die Lücken der Schulfonds zu ergänzen. So kam es, 
daß schon im Jahre 1776 Niederösterreich 9, Oberösterreich 5, 
Kärnten 1, Tirol 5 Hauptschulen .besaß. In Errichtung normal¬ 
mäßiger Trivialschulen ging die Kaiserin auf ihren Patrimomal- 
und Kameralherrschaften voran und ihrem Beispiele folgten viele 
Kirchenfürsten und Großgrundbesitzer, mehrere Städte und selbst 
Landgemeinden, zumal dort, wo die Geistlichkeit sich mit regem 
Eifer um die Sache annahm. Am Ende der Regierung der großen 
Kaiserin zählte Abt Felbiger nach amtlichen Eingaben im ganzen 
Umfange der nichtungarischen Erbländer unter 6197 vorhandenen 
Schulen mehr als die Hälfte (3993) nach der neuen Einrichtung 
verbesserte Schulen. So hatte Maria Theresia innerhalb des letzten 
Dezenniums ihrer Regierungsperiode dem Volksschulunterrichte 
eine breite Grundlage gesichert und es war daher keine Schmeichelei 
eines lobhudelnden Fürstendieners, wenn der Abt Felbiger sagte: 
„In keinem Staate der Welt als in dem glücklichen Oesterreich 
besteht eine ähnliche Sorgfalt für die niedrigsten Schulen; nirgends 
sind sie so untereinander mit dem Staate verbunden wie in dem 
Reiche Theresiens.u Und eine nichtösterreichische Stimme äußerte 
sich: „Maria Theresia verstopfte die Quelle der meisten Uebel, 
die Unwissenheit, durch welche die menschliche Gesellschaft ge¬ 
plagt wird. Sie vertrieb durch diese Einrichtung Nacht und Nebel 
und verbreitete Licht über ihre Staaten." Nach dem Tode der 
großen Kaiserin sagte ein österreichisches Blatt: „Die Normal¬ 
schule ist der erste Diamant in Theresiens Kaiserkrone und würde, 
wenn auch ihre lange Regierungszeit kein anderes Verdienst um 
die Welt aufzuweisen hätte, ihren Namen der Menschheit un¬ 
vergeßlich machen/' 2) 
Wie allen menschlichen Einrichtungen, so klebten auch der 
Theresianischen Schuleinrichtung Mängel an, die jedoch um so 
milder zu beurteilen sind, als die Reform der Volksschule bis 
dahin kein Vorbild hatte, weshalb nur zu bedauern ist, daß die 
Nachfolgezeit nicht in gleichem Maße und mit demselben Eifer 
das hehre Werk der Volksbildung weitergefördert hat. Viel Kummer 
und viele Not wäre unserem hartgeprüften Vaterlande dadurch 
erspart worden. 
Gegen das Ende der Theresianischen Regierung schien die 
Ruhe, welche unser Land Oberösterreich durch eine lange Reihe 
von Jahren genossen, durch den Ausbruch des bayerischen Erbfolge¬ 
krieges (1778—1779) wieder gestört zu werden. Kurfürst Maximilian 
Josef III. von Bayern war nämlich am 30. Dezember 1777 ohne 
Hinterlassung von Erben gestorben und mit ihm die bayerische 
Hauptlinie des wittelsbachischen Hauses erloschen. Nach den 
Hausgesetzen war der Kurfürst Karl Theodor von der Rheinpfalz 
J) Der Jesuitenorden war im Jahre 1773 durch den Papst Klemens XIV. 
aufgehoben worden und die Besitzungen desselben in Oesterreich wurden 
von dem Staate eingezogen. Das Erträgnis verwendete Maria Theresia zur 
Stiftung des Studienfonds, welcher zur Hebung des Schul- und höheren 
Unterrichtswesens bestimmt wurde. 
2) Aus dem Kapitel „Reformen im TJnterrichtswesen" in dem früher 
genannten Professor Schwickerschen Werke.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.