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Segur verweigerte zwar die Uebergabe, doch wurde seine Lage
bald kritisch, da die Verpflegung seiner 11.000 Mann auf Schwierig¬
keiten stieß und ihn zu mehrfachen Ausfällen nötigte, um sich
wieder Lebensmittel zu verschaffen. Nachdem Khevenhiller Truppen¬
verstärkungen erhalten hatte, schloß er die ganze Stadt ein und
begann am 23. Jänner eine furchtbare Kanonade, bei welcher ein
großer Teil der Stadt zugrunde ging. Segur vermochte nicht mehr
sich zu halten und übergab gegen freien Abzug die Stadt. Die
feindlichen Truppen räumten am nächsten Tage Linz und in
wenigen Tagen das ganze Land. Die österreichischen Truppen
drangen sodann über die Grenze vor und besetzten München und
einen großen Teil von Bayern. Der Kurfürst Karl Albert war
unterdessen in Frankfurt am Main zum deutschen Kaiser gewählt
worden und hatte den Namen Karl VII. angenommen. Erst im
Oktober 1742 gelang es ihm aber, sein Land zurückzuerobern.
Im Frühjahre 1743 zwangen die österreichischen Truppen
die Franzosen zur Bäumung Böhmens und am 29. April ließ sich
Maria Theresia in Prag als Königin krönen. Am 25. Juni nahm
Maria Theresia in Linz unter großen Feierlichkeiten die Huldigung
der oberösterreichischen Stände entgegen, nachdem vorher Graf
Khevenhiller wieder in Bayern eingedrungen war und durch den
großen Sieg bei Simbach (am 8. Juni 1743) wiederum die öster¬
reichische Herrschaft hergestellt hatte. Karl VII. mußte zum
zweitenmal München vor den Siegern verlassen. Erst im Herbste
des nächsten Jahres (23. Oktober 1744) konnte Karl VII. mit
Hilfe eines französischen Heeres wieder in seine Landeshauptstadt
zurückkehren, da der Krieg mit Preußen Maria Theresia zur Ab¬
berufung eines großen Teiles der Truppen nötigte. Ingolstadt und
Passau an der Donau, Schärding und Braunau am Inn blieben
aber noch in den Händen der Oesterreicher. Karl VII. starb am
20. Jänner 1745 und dessen Sohn und Nachfolger Maximilian
Josef III. schloß am 22. April 1745 zu Füssen in Bayern mit
Oesterreich Frieden, in welchem er allen Ansprüchen auf die
österreichischen Länder entsagte, worauf die österreichischen
Truppen, welche unter General Bärenklau wieder einen großen
Teil von Bayern besetzt hatten, aus dem Lande zogen.
Noch im selben Jahre gelang es Maria Theresia die Wahl
ihres Gemahles Franz Stephan zum deutschen Kaiser durchzusetzen
und wurde derselbe am 4. Oktober gekrönt. Er nannte sich als
solcher Franz L (1745—1765),
Mit dem Frieden von Aachen (18. Oktober 1748) nahm
endlich der österreichische Erbfolgekrieg, der in den letzten zwei
Jahren in Italien, Südfrankreich und in den Niederlanden getobt
hatte, nach fast achtjähriger Dauer ein Ende. Frankreichs Bestreben,
die habsburgische Macht zu zertrümmern, war gescheitert. Maria
Theresia behauptete ihr väterliches Erbe bis auf Schlesien, welches
sie an Friedrich II. von Preußen abtreten mußte, und einige kleine
italienische Besitzungen, welche teils an Spanien, teils an Sar¬
dinien kamen.
Nach dem Aachener Frieden brach eine achtjährige glück¬
liche Periode für Volk und Herrscherin an. Dem neuen Zeitgeiste
Rechnung tragend, der sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts in