Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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Vorstellungen, die Abführung des kaiserlichen Kriegsvolkes zu 
erwirken, da das bayerische, wie er schrieb, hoffentlich genügen 
werde, um das Land im Zaume zu halten. 
Zum Glücke für das gequälte Land wurde bereits im Fe¬ 
bruar ein Teil der Truppen abberufen, da Wallenstein und Tilly auf 
dem nordischen Kriegsschauplatze Verstärkungen begehrt hatten. 
Ende März zogen endlich auch die am schlimmsten hausenden 
Holsteiner aus dem Lande. „Alle ihre Quartiere", klagte Her¬ 
berstorf, „sind vor dem Aufbruche so ausgeplündert worden, daß 
nicht ein Stück Vieh oder ein Pferd mehr zu finden ist und alles 
Getreide ist ausgedroschen und mit starkem Geleite von 200 und 
mehr Musketieren nach verschiedenen Orten weggeführt und ver¬ 
kauft worden." Nachher folgten die Truppen Breuners, welche 
ebenfalls beim Abzüge in übler Weise hausten und anfangs April 
marschierte ein Teil der Pappenheimer nach Böhmen ab. Erst 
Ende Mai 1627 verließen die letzten kaiserlichen Truppen das Land 
und als Besatzung blieben 1500 Knechte und 100 Krobaten zurück. 
Herberstorf bemühte sich, die Soldaten in guter Zucht zu halten, 
aber trotzdem kamen mannigfache Ausschreitungen vor, welche 
von der ohnedies zum Großteile verarmten Bevölkerung sehr hart 
empfunden wurden. 
Sofort nach der Niederwerfung des Aufstandes hatte die 
vom Kaiser eingesetzte Untersuchungskommission ihre Tätigkeit 
begonnen. Mitte Dezember 1626 waren bereits über 100 „Rädels¬ 
führer" in Linz in Gewahrsam und nach Durchführung der Unter¬ 
suchung, wobei zum Teile auch die Folter in Anwendung kam, 
wurden am 26. März 1627 auf dem Hauptplatze in Linz 8 Haupt¬ 
rädelsführer, darunter der Oberhauptmann Achaz Wiellinger, Stadt¬ 
richter Wolfgang Madlseder von Steyr und der Bauer Hans Vischer 
von Eck, der Führer der Neukirchener Bauern, öffentlich hin¬ 
gerichtet. Letzterer war der einzige, welcher sich nicht bewegen 
ließ, den protestantischen Glauben abzuschwören und zum Katholi¬ 
zismus überzutreten. Am 23. April wurden 10 Rädelsführer hin¬ 
gerichtet und am 12. August noch 2, und zwar der Bürger Hof mann 
von Steyr und der Bauer Sandperger von Eferding. Die übrigen 
Gefangenen wurden teils zu Schanzarbeiten in die Wiener Stadt¬ 
gräben geschickt, teils nach dem vom Kaiser am 13. Juni erlassenen 
Generalpardon begnadigt und freigegeben. Fattingers und Zellers 
Weib und Kinder wurden des Landes verwiesen. 
Nun der Aufstand vollständig bezwungen war und ein neuer 
Widerstand unmöglich schien, ließ der Kaiser die unterbrochene 
Gegenreformation fortsetzen. Der Statthalter verlautbarte am 
20. Mai 1627 ein kaiserliches Patent, welches die Adeligen, Bürger 
und Bauern anwies, binnen kurzer Frist zur katholischen Religion 
überzutreten oder auszuwandern. Wie in den früheren Jahren er¬ 
folgten auch diesmal viele Auswanderungen und viele der Zurück¬ 
bleibenden nahmen zwar zum Scheine die katholische Religion an, 
huldigten aber heimlich doch noch immer dem protestantischen 
Bekenntnisse. In mannigfachen Verstecken bewahrten sie die alten 
protestantischen Bibeln und Bücher vor den Spähern der Regierung 
und der Geistlichkeit und überlieferten die ihnen teure Lehre den 
Kindern und Enkeln und diese folgten ihrem Beispiele.
	        
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