Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

— 28 — 
welche der Kaiser durch eigene Kommissäre vornehmen ließ, ver¬ 
lief im Sande. Die Bauern wandten sich um Schutz an die Stände 
in Linz und da die Protestanten im Landtag die Mehrheit be¬ 
saßen, so kam ein die Bauern befriedigender Vergleich zustande, 
wonach der Pfarrer Tattenbeck versprach, die in seiner Pfarre 
befindlichen Protestanten fernerhin nicht in religiöser Hinsicht zu 
beschweren und auf alle Zehente und Eobotdienste zu verzichten. 
Dieser günstige Erfolg forderte zur Nachahmung heraus. Die 
Bauern in Windischgarsten verjagten den katholischen Pfarrer und 
setzten einen protestantischen Prediger ein. Sie leisteten dem 
Stifte Spital, welchem sie Untertan waren, keine Abgaben und 
Eobotdienste mehr und schlugen nach Belieben Holz in den 
Waldungen des Stiftes. 
Wie im Traunviertel, kam es auch im Mühlviertel und 
Hausruckviertel zu gewalttätigen Auftritten. Als der Abt von Wil- 
hering, dem Auftrage des Bischofs von Passau gemäß, in Ottens- 
heim einen katholischen Pfarrer einsetzen wollte, wurde dieser mit 
Steinwürfen empfangen und der Abt mußte schleunigst nach 
Wilhering flüchten. Aehnliche Vorfalle ereigneten sich auch in 
Gramastetten und Leonfelden. In Aigen, Eohrbach, Haslach, 
Sarleinsbach, Hofkirchen und Putzleinsdorf verlangten die Be¬ 
wohner vom Abte von Schlägl, daß ihnen das Abendmahl unter 
beiden Gestalten in deutscher Sprache gereicht und freie Eeligions- 
übung gestattet werde. 
Im Jahre 1594 kam im Mühlviertel der Aufstand zum 
vollen Ausbruche.J) Die Bauern widersetzten sich mit Waffen¬ 
gewalt den Bestrebungen der Prälaten von St. Florian, Wilhering 
und Schlägl, welche in ihren Stiftspfarreien die Bekehrung ihrer 
Untertanen zum katholischen Glauben versuchen wollten. Die 
Führer dieser ersten Unruhen im Mühlviertel, die zu St. Peter 
am Wimberge begannen und sich rasch in der Umgebung ver¬ 
breiteten, waren die Bauern Großwinkler und Christophel. Eine 
bewaffnete Schar von 6000 Bauern zwang den Propst von Schlägl, 
die Einsetzung eines protestantischen Predigers in Aigen zu dulden 
und allenthalben wurden im oberen Mühlviertel Kirchen und Pfarr¬ 
höfe gebrandschatzt und von den Schlössern die Auslieferung von 
Geschützen, Eüstungen und Waffen erzwungen. 
Da die Stände zu schwach waren, um die rebellischen 
Bauern im Mühlviertel zu bändigen, so breitete sich der Aufstand 
auch auf dem rechten Donauufer aus. Namentlich war es die 
Gegend um Peuerbach, Waizenkirchen und Neumarkt, wo die Bauern 
sich zusammenrotteten und Ende Oktober des Jahres 1595 hatte 
die Erhebung, welche sich auch auf das untere Mühlviertel (Mach¬ 
land) ausgedehnt hatte, so bedrohliche Formen angenommen, daß 
sich die Stände gezwungen sahen, da die friedlichen Unterhand¬ 
lungen keinen Erfolg hatten, mit Waffengewalt gegen die Bauern 
vorzugehen. Weikart von Polheim, Herr auf Puchheim und 
Wartenburg, wurde zum obersten Befehlshaber der so rasch als 
möglich aufgebrachten ständischen Truppen bestellt und ihm zur 
2) Strnadt: „Der Bauernaufruhr in den Jahren 1594 — 1597 im 
Mühlviertel."
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.