Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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Auslagen für die Kriegsrüstungen unter Ferdinand L, als die 
Türkengefahr drohte, bewilligten die Stände unter der Bedingung, 
daß die Untertanen auch wieder mitzahlen. „Auch bitten Herren 
und Ritter, daß sie künftig, wie von jeher, steuerfrei bleiben 
sollen, dafür wollen sie im Falle der Not »auf sein« (persönlich 
ins Feld ziehen)." Die „armen Leute" sahen nun, wohin sie 
blickten, die Privilegien der Herren ihnen entgegenleuchten. 
Diese teilten unter sich die einträglichen Aemter und Befehlshaber¬ 
stellen, frönten der von dem Fluche des Landmannes begleiteten 
Jagd, prunkten in privilegierten Kleidern; der Wein, den sie 
tranken, das Fleisch, das sie aßen, waren maut- und steuerfrei, 
ja die Tafernen des Gutsbesitzers, worin er den Untertanen Wein 
und Bier allein verleitgebte, sollten nach ihren Ansprüchen ungelt- 
frei sein und keine neuen aufgerichtet werden. Dazu kam noch 
der privilegierte Gerichtsstand für seine Person und das Recht 
der ersten Instanz über seine Untergebenen und Untertanen.1) 
Als daher im Jahre 1525 die Kunde von dem großen deutschen 
Bauernkrieg auch in unser Land drang und unsere Landleute von 
dem Manifeste der deutschen Bauern erfuhren, in welchem diese 
Aufhebung der Leibeigenschaft, freie Wahl der evangelischen 
Prediger, Anteil an der Jagd und Fischerei und das Recht, das 
Holz ungehindert fällen zu dürfen, forderten, entstand eine all¬ 
gemeine Bewegung. Im Attergau und . im Traunviertel rotteten 
sich die Bauern zusammen, doch gelang es dem Befehlshaber des 
ständischen Aufgebotes, Alexander von Schifer, Besitzer der Herr¬ 
schaft Freiling, die Bauernscharen ohne Blutvergießen zum Aus¬ 
einandergehen zu bewegen. Ferdinand gebot hierauf, daß die Guts¬ 
herren ihre Untertanen, welche an dem Aufstande teilgenommen 
hatten, darüber zur Verantwortung ziehen und wurden diesen 
hohe Geldstrafen auferlegt. 
Die Verbreitung der neuen Lehre machte aber trotzdem 
große Fortschritte. Gleich Ferdinand suchten auch die bayerischen 
Herzoge Wilhelm und Ludwig durch strenge Maßregeln die Ver¬ 
breitung zu verhindern. So ließen sie den ehemaligen Kaplan von 
Waizenkirchen Leonhard Kayser,2) welcher ein Anhänger Luthers 
war, in Raab im Innviertel verhaften und einige Monate später, 
als alle Versuche, ihn zum Abschwören des neuen Glaubens zu 
bewegen, vergeblich waren, am 16. August 1527 am sogenannten 
Gries bei Schärding verbrennen. 
Die höchste Bedeutung erhielt der Protestantismus in un¬ 
serem Lande, als nach dem Tode des Kaisers Ferdinand I. (1564) 
dessen Sohn Maximilian IL (1564—1576) zur Regierung kam. 
Da der neue Kaiser die Hilfe der protestantischen Stände bei 
seinen Unternehmungen gegen die Türken dringend benötigte, so 
bewilligte er ihnen auf dem Landtage zu Linz (1568) die freie 
Religionsübung auf ihren Schlössern, in ihren Städten und Märkten, 
sowie in allen ihren Patronatskirchen. Die protestantischen Bürger 
der landesfürstlichen Städte erhielten diese Erlaubnis nicht, übten 
aber trotz der kaiserlichen Verbote ihren Gottesdienst aus. Die 
1) Siehe Czerny: „Der erste Bauernaufstand in Oberösterreich. 1525.u 
2) Siehe später das Kapitel Waizenkirchen.
	        
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