Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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hat uns wiederum einen Mitbruder (Mitschwester) von dieser müh¬ 
seligen Welt hin weggerufen, nun also haben die Hinterlassenen 
nachgedacht auf ihre vielgeliebten Freundleut, Gevattersieut und 
Nachbarsleut und haben sie aufs freundlichste ersuchen und bitten 
lassen, wenn sie täten erscheinen bei dieser ihrer Behausung, daß 
sie ihrem vielgeliebten (Vater, Bruder, Mutter etc.) die letzte Liebe 
und Ehre erweisen möchten nach dem allgemeinen christkatholi¬ 
schen Gebrauch bis zu seiner Ruhestätte. Nun denn, weil aber 
jetzt die Zeit vorhanden ist, so wollen wir uns dazu richten, wer 
ihm aber noch zuvor aus christlicher Liebe und Andacht noch ein 
Weihwasser geben will, der soll sich jetzt dazu richten (der Sarg 
wird geschlossen). Nun also, weil nun jetzt die Zeit vorhanden 
ist, so wollen wir diesen verstorbenen Mitbruder (Schwester) von 
dieser Stelle wegheben und wollen ihn begleiten bis zur Türe des 
Grabes, nicht allein zu Fuß, sondern auch mit einem andächtigen 
Gebet und wollen in Liebe und Freundschaft ausrufen: »Herr gib 
ihm die ewige Ruhe!«" 
Bei jeder Tür wird der Sarg niedergestellt und ein Vater¬ 
unser gebetet. Dann kommt der Sarg auf den Wagen und auch 
anfangs der Fahrt wird einigemal abgesetzt und jedesmal ein Vater¬ 
unser gebetet. Der Kutscher reitet. Der Tischler ordnet den Zug 
und ermahnt zum Paarweisgehen: „I tat mirs ausbitten, daß d' 
Leut alle ein wenig paarweisgehen". 
Nach der Beerdigung ist die übliche Totenzehrung, welche 
zirka vier Stunden in Anspruch nimmt und mit folgender Ansprache 
des Tischlers endigt: „Nun also Ihr vielgeliebten versammelten 
Freundleut, Gevattersleut, Nachbarsleut, die Ihr den heutigen Tag 
um das Grab dieses vielgeliebten gestorbenen Mitbruders (Schwester) 
herumgestanden seid und den Tod gar wohl wahrgenommen habet, so 
lassen sieb die Hinterbliebenen (Vater, Kinder etc.) auf das höf¬ 
lichste für einen jeden Schritt, den Ihr zu dem Grabe und von 
dem Grabe gemacht habt, bedanken; soll es aber wiederum ge¬ 
schehen, das leibl.Werk der Barmherzigkeit zu erweisen, auf gleiche 
Weise zu vergelten sei es dann in Leid oder in Freud, lieber in 
Freud als in Traurigkeit. Nun also, weil wir aber noch die meisten 
beisammen sind, so wollen wir noch für diesen gestorbenen Mitbruder 
(Schwester) fünf Vaterunser beten." 
Bemerkenswert sind verschiedene dialektische Ausdrücke in 
der Umgebung von Waizenkirchen, die man sonst nicht findet. 
Die Aussprache mancher Wörter und der Tonfall in der Rede ist 
zum Teile ganz eigen. 
So sagt man z. B. statt geklagt, gekloat; statt gefragt, ge- 
froat; statt Ochs, Eochs; statt geh herein, gehia; statt geh hinaus, 
geh a i. Es ist nicht möglich in der Schriftsprache die Tonfärbung 
der Vokale entsprechend zu bezeichnen. 
Ein eigenartiger, oft gebrauchter Ausdruck ist „so gro" und 
.,dairu (z. B.: „Ja, 's Faullenzen war halt so gro guat" oder „Da 
Schuah druckt mi so dair, daß i schiar go nit geh kann"). Eigen¬ 
artig sind auch zum Teil die üblichen Ruf laute der Haustiere. 
Die Küchlein lockt man mit: „Singi, Singi, Singiu; die Hühner 
mit: „Bi, Bi, Bi"; die Gänse mit: „Dös, Dös, Dös" (oder „Wul, 
Wul, Wul"); die Enten mit: „Lipi, Lipi, Lipi"; die Katzen mit:
	        
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