Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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Reiche des römischen im achtzehnten, des hungrischen im ein- 
und zwanzigsten und des böheimischen auch im achtzehnten Jahre. 
Ruedolf. 
Ad mandatum sacrae caesareae Majestatis: Jacob Khuerh 
von Senfftenau. J. Engelhofer." 
Das Bürgerrecht im neuen Markte Waizenkirchen erlangten 
bloß die Untertanen der Herrschaft Weidenholz. Neunzehn Häuser 
gehörten zum Schlosse Raab, welche im Jahre 1598 zu Schloß 
Weidenholz kamen, die Bürgerrechte im Markte Waizenkirchen 
erlangten ihre Besitzer aber nicht. Für die Erhebung von Waizen¬ 
kirchen zum Markte war der Pfleger Hans Prandt zu Weidenholz 
besonders tätig gewesen, indem er die Angelegenheit persönlich in 
Wien und Prag gefördert hatte. Die Bürger von Waizenkirchen 
erwiesen sich dankbar, indem sie sein Haus im Markte (Nr. 8) 
freiten. Das Portal trägt heute noch die Jahreszahl 1595, das 
Haus den Namen Waldau. Erster Marktrichter zu Waizenkirchen 
war bis zum Jahre 1609 Albrecht Petz, Brauer auf dem Hause 
Nr. 54. Als erster Marktschreiber erscheint von 1603—1610 Hans 
Geiger. So gedieh Waizenkirchen zu einem Markte. Es verdankt 
sein x\ufblühen seiner glücklichen Lage an der Reichsstraße und 
bekam Bürger, Handwerker und sonstige Gewerbetreibende. 
Wie früher erwähnt, tritt Waizenkirchen seit dem Refor¬ 
mations-Zeitalter in den geschichtlichen Vordergrund. Luthers 
Lehre fand hier frühzeitig Eingang. Als einer der ersten Anhänger 
derselben ist Lienhart (Leonhard) Keyser, ein gebürtiger Raaber, 
zu bezeichnen, welcher durch sieben Jahre (1518—1525) als Kaplan 
in Waizenkirchen wirkte. Der damalige Pfarrer von Waizenkirchen 
Dr. Perger, ein passauischer Domherr, erstattete nach Passau die 
Anzeige von Keysers Neigung zur lutherischen Lehre, worauf 
Keyser nach Passau berufen und, nachdem er Umkehr ge¬ 
lobt hatte, wieder entlassen wurde. Er fühlte sich aber in 
Waizenkirchen nicht mehr recht sicher und nach einem halben 
Jahre reiste er plötzlich nach Wittenberg und schloß sich enge an 
Luther an. Nach etwa zweijähriger Anwesenheit in Wittenberg 
erhielt Keyser aus der Heimat die Nachricht, daß sein Vater 
schwer erkrankt sei. Von Kindesliebe getrieben, reiste er heim 
und traf den Vater bereits dem Verscheiden nahe. Die Aufregung 
über den Tod des Vaters warf ihn selbst aufs Krankenlager und 
als die JSachricht von seiner Anwesenheit in der Heimat nach 
Passau gelangte, erhielt der Richter von Raab den Befehl, ihn in 
Gewahrsam zu nehmen. Er wurde nach dreitägiger Haft an das 
Landgericht Schärding ausgeliefert und am 11. März 1527 auf dem 
Inn nach Passau überführt und auf Oberhaus in das Gefängnis 
gebracht. Als alle Bemühungen, ihn zum Widerrufe zu bewegen, 
vergeblich waren, wurde er nach mehrmonatlicher Haft am 
17. Juli 1527 vor Gericht gestellt. Trotzdem sich für den Ge¬ 
fangenen verschiedene hohe Persönlichkeiten und vornehme Herren, 
wie der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, der Markgraf 
Kasimir von Brandenburg, die Grafen von Schaunburg, Graf Salm, 
die Herren von Schwarzenberg und Starhemberg u. a. verwendeten, 
erlangte er nicht mehr die Freiheit und wurde, nachdem er dem 
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