Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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schnitt eines der letzteren verkündet eine Aufschrift dem Beschauer, 
daß „diese Tanne, geworfen vom Sturme am 10. Dezember 1884", 
zirka 500 Jahre alt war, die Stammlänge 41*60 Meter, der Stock¬ 
umfang 1*21 Meter betrug und deren Zerkleinerung 23 Raummeter 
Brennholz ergab. Der Querschnitt eines anderen Baumes zeigt die 
Zahl „600"; es ist dies jener Eichenstamm, auf welchem Fürst 
Kamillo Heinrich Starhemberg, der Vater des jetzigen Majorats¬ 
herrn, den 600. Auerhahn erlegte! An die „Halle" stoßen schöne, 
luftige Räume, die erst jetzt wieder neu eingerichtet und zu präch¬ 
tigen Gastzimmern umgestaltet werden. Sehenswerte Kachelöfen 
neuester Konstruktion, sowie hübsche, steinerne Bogen, dann die 
Granitrippen des Gewölbes im sogenannten „Kapellenzimmer", 
fallen in diesen Gemächern, deren Mauern eine geradezu immense 
Mächtigkeit aufweisen, besonders ins Auge. 
Von der „Halle" vermitteln ein Gang und eine steinerne Stiege 
den Aufgang in das zweite Stockwerk, welches große Schätze in sich 
birgt. Bevor man in die Räume des zweiten Stockes eintritt, wird 
man durch eine an der Wand angebrachte Sammlung von Folter¬ 
werkzeugen an eine böse Zeit erinnert. Eine Winde samt zwei Rädern 
zum Rädern und Vierteln der Delinquenten, eine hölzerne Keule, 
womit der Freimann dem Verurteilten die Beine zerschlug, Geige 
und Fiedel, für je eine oder zwei Personen, ein Strick, womit ein Bauer 
aus Pesenbach gehenkt wurde, spanische Hosenträger, Hand- und 
Fußschellen, Ketten und Brenneisen und dergleichen andere Marter¬ 
werkzeuge, die in dem einstigen „Gerichte zu Efferdingen" ge¬ 
handhabt wurden, sind hier zur Erinnerung an die „gute, alte 
Zeit" aufbewahrt; dem Folterzeug ist auch ein „Holzscheit, womit 
Einer seine Frau erschlagen hat", beigefügt. Vorbei an diesen 
grausigen Erinnerungen tritt man in den herrlichen, die ganze 
Breitseite des Schlosses einnehmenden Ritter- oder Ahnensaal ein, 
dessen Wrände mit Bildern der Vorgänger der Starhemberge bedeckt 
sind; diese großen Oelgemälde stellen eine Reihe von Ahnen dieses 
Geschlechtes dar, welche vom Jahre 408 n. Chr angefangen bis 
zu Ernst Rüdiger, dem heroischen Verteidiger Wiens gegen die 
Türken, reichen. Letzterer ist übrigens in diesem Prachtsaale 
auch noch durch ein lebensgroßes Monument verewigt; die Auf¬ 
zählung all der berühmten Männer des in seinen Verdiensten um 
Kaiser und Reich so eminent hervorragenden Geschlechtes an 
dieser Stelle würde zu weit führen und wird in einem später 
herauszugebenden Katalog der Sehenswürdigkeiten des Schlosses 
erfolgen. In der Mitte des Saales steht ein schwedischer, zwei¬ 
rädriger Wagen. 
Der neben dem Ahnensaal befindliche ..Schmuck- oder 
Bildersaal" blendet durch seine Größe und Höhe, seinem einzig 
schönen Mosaikplafond und durch seinen kostbaren Inhalt; un¬ 
zählige wertvolle und kostbare Objekte füllen den weiten Saal 
und wollte man all dem Schmuck und den Kostbarkeiten nur 
einigermaßen eine eingehendere Betrachtung widmen, so würde 
man zur Besichtigung dieser hier allein aufgestapelten Schätze 
viele Stunden benötigen. Hervorgehoben aus all den tausenderlei 
Objekten seien die in Glaskasten prangenden alten Uniformen und 
Staatskleider der Starhemberge, worunter besonders jenes auffällt,
	        
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