Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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edler Charakter und großer Wohltäter der Armen. Pfarrer Augustin 
genoß einen vorzüglichen Kuf als Oekonom und viele Bauern 
holten in wirtschaftlichen Fragen bei ihm Kat ein. Für die Hebung 
der Kultur der Weingärten, welche im Laufe der Jahre sehr 
zurückgegangen war, brachte er große Opfer.1) Alljährlicn ver¬ 
anstaltete Pfarrer Augustin ein Weinlesefest, an dem wiederholt 
die gräfliche Herrschaft teilnahm. 
Die Pfarrchronik rühmt unter anderem auch die hohen 
Verdienste, welche sich Pfarrer Augustin um die Schule und die 
Jugend erwarb. Schon jahrelang, bevor man in anderen Orten 
daran ging, Suppenanstalten zu gründen, verköstigte er unent¬ 
geltlich in dem Pfarrhof arme Schulkinder. Auch die verschiedenen 
Vereine fanden in ihm einen mächtigen Förderer und Gönner. 
Besonders bekannt war seine Gastfreundschaft und jedermann 
erfreute sich an dem sonnigen Humor des freigebigen Gastgebers. 
Die Sekundizfeier des greisen Priesters, welche am 26. August 1874 
stattfand, gestaltete sich zu einem erhabenen Feste, an welchem 
nebst dem Bischof Eudigier 50 Priester und 120 Gäste teilnahmen. 
Der Kaiser verlieh aus diesem Anlaß dem Jubelpriester das goldene 
Verdienstkreuz mit der Krone. Pfarrer Augustin, seit 1876 Dechant 
und vom Bischof zum wirklichen Konsistorialrat ernannt, starb 
am 1. Juli 1877 infolge eines Schlaganfalles. In einem Nekrolog 
wird sein Andenken in den wärmsten Worten geehrt und heißt es 
unter anderem: 
Durch sein kluges und taktvolles Benehmen blieb seine 
Pfarrgemeinde von den leidigen Parteistreitigkeiten verschont — 
ein Volksmann in des Wortes schönster Bedeutung, das war 
Augustin. Ein Priester voll Seeleneifer, ein Patriot vom Herzen, 
ein Charakter durch und durch, ein guter Hirt voll Bruderliebe. 
Nach Augustin folgte Pfarrer Ferdinand Pichler (1877—1897), 
welcher als Kooperator seinem Vorgänger in der tatkräftigsten 
Weise zur Seite gestanden war. Er war trotz seiner schwächlichen 
Gesundheit, zu deren Kräftigung er wiederholt Bäder aufsuchte, 
ein sehr tätiger Mann. Unter ihm wurde durch die Salzburger 
Maler Oold und Vogel die Kestaurierung der Pfarrkiche mit 
einem Kostenaufwand von zirka 8000 fl. durchgeführt. Wegen 
zunehmender Kränklichkeit schritt Pfarrer Pichler im Jahre 1897 
um Pensionierung ein und wurde ihm diese im folgenden Jahre 
bewilligt. Die Gemeinde Hartkirchen widmete dem scheidenden 
*) Daß in alten Zeiten der Weinbau in großem Maße betrieben wurde, 
erhellt daraus, daß der Weinzehent einst 1000 Eimer betrug. Die Qualität 
des Weines scheint allerdings minderer Güte gewesen zu sein, denn ein Dichter 
und Weinkenner (siehe „Tages-Post" vom 25. Mai 1904) widmete demselben 
folgende Verse: 
In Hartkirchen, da wächst ein harter Wein, 
Der braucht nicht ßegen, noch Sonnenschein, 
Ist s'Jahr noch so glutvoll, nichts ändert ihn, 
Er bleibt greblsauer vom Anbeginn. 
Wer dorten zum stillen Suff sich verstand', 
Der mache beizeiten sein Testament. 
Ob dieses Urteil gerechtfertigt ist, vermag ich nicht zu entscheiden. 
Das eine aber ist mir bekannt, daß der Hartkirchener Wein ärztlicherseits 
als Mittel gegen Steinbeschwerden gerühmt wurde.
	        
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