Volltext: Aschach, Eferding, Waizenkirchen und Umgebung

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Die Post in Aschach, welche bis zum Jahre 1860 bloß durch 
Botengänge mit der Fahrpoststation Eferding in Verbindung war, 
wurde in dem genannten Jahre in eine Fahrpost mit täglich zwei¬ 
maliger Fahrt umgewandelt. Der Kaufmann von Wirer versah 
bis zum Jahre 1857 die Postexpedientenstelle in Aschach und 
wurde in diesem Jahre, da er nach Ungarn übersiedelte, von dem 
bei ihm seit 1853 in Stellung gewesenen Karl Lettmayr abgelöst. 
Dessen jährliche Bestallung betrug 80 fl. und das Amtspauschale 
für Kanzleimiete etc. 20 fl., in Summe also 100 fl. Diese Bezüge 
wurden erst im Jahre 1873, nachdem ein Jahr zuvor eine Tele¬ 
graphenstation in Aschach errichtet worden war, auf 500 fl. erhöht 
(400 fl. Bestallung und 100 fl. Amtspauschale). Die Botenfahrten 
nach Eferding wurden im Jahre 1886 nach Eröffnung der Lokal¬ 
bahn Wels—(Haiding)—Aschach eingestellt und erfolgt seither der 
Posttransport durch die Bahn (mit Ausnahme der durch Fahrpost 
unterhaltenen Verbindung Aschach—Engelhartszell). Im Jahre 1903 
sah sich Herr Josef Lettmayr Gesundheitsverhältnisse halber ge¬ 
zwungen, auf seine Stelle als* k. k. Postmeister zu verzichten, nach¬ 
dem er durch volle 45 Jahre dem Staate in der treuesten Weise 
gedient hatte. Seine Tochter, Fräulein Marie Lettmayr, folgte ihm 
im Amte. Herr Lettmayr, ein biederer Bürger von altem Schrot 
und Korn, genoß nicht lange der wohlverdienten Kühe, indem er 
schon im Frühjahr 1904 im Alter von 71V2 Jahren starb. 
Aschach besitzt drei Armen-Versorgungsanstalten. Die 
älteste davon ist das Spital, dessen Entstehung in das Jahr 1588 
fällt. Die Stifterin war eine Gräfin von Lichtenstein und wurde 
die Stiftung im Laufe der Zeit durch die Vermächtnisse ver¬ 
schiedener Wohltäter, namentlich durch ein Legat des Pfarrers 
Meindl von Hartkirchen vom Jahre 1753 vergrößert. 
Die zweite Anstalt ist die Charliersche Stiftung. Johann Paul 
Charlier war Haushofmeister und Inspektor bei dem Reichsgrafen 
Thomas Alois Kaimund von Harrach und vermachte testamen¬ 
tarisch im Jahre 1729 ein Kapital von 10.570 fl. zur Verpflegung 
von sechs Armen. Der vorgenannte Graf stellte zur Erbauung des 
Stiftes den Grund unentgeltlich bei. Pfarrer Meindl vergrößerte 
das Stift durch den Aufbau eines Stockwerkes und widmete zur 
Verpflegung von sechs Armen ein Kapital von 9000 fl. Die Stiftung 
erhielt durch ein Legat des Johann Georg Wolf, Mundkoch des 
Grafen Harrach, im Jahre 1740 einen Zuschuß von 500 fl. 
Die dritte Anstalt ist das im Jahre 1784 errichtete Armen¬ 
haus. Die größten Förderer desselben waren der damalige Schlo߬ 
herr Graf Ernst Harrach und dessen Gemahlin Theresia, geborene 
Gräfin von Dietrichstein. Die Gemeinde Aschach ließ sich von 
jeher die Versorgung der Armen recht angelegen sein. Durch 
30 Jahre war Ignaz Orthner, Ratsbürger und Tüchimacher in 
Aschach (gest. 1835), Armenvater und Verwalter des Armenhauses. 
Sein Sohn Johann führte die Verwaltung bis 1864. Dessen Witwe 
Therese, die Mutter des Oberbezirksarztes Dr. Johann Orthner 
in Schärding, lebt heute noch bei ihrem Schwiegersohn Ignaz 
Menschick, Hausbesitzer und Rauchfangkehrermeister in Aschach, 
und erfreut sich bei ihrem hohen Alter von 92 Jahren noch einer 
seltenen körperlichen und geistigen Frische. Die Verwaltung des 
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