Volltext: Der ober-öst. Topograph Johann Ev. Lamprecht

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Sein erspartes Vermögen von 6000 fl. bestimmte er in seinem 
Testamente für verschiedene wohltätige Zwecke. Der Wortlaut, 
desselben, soweit es den Charakter Lamprechts kennzeichnet, lautet: 
„Erstens empfehle ich meine Seele in die unendliche Barm- 
herzigkeit Gottes, meinen Leib übergebe ich der Erde; als Sohn und 
Mitglied der christkatholischen Kirche will ich dem wahren, allein selig 
machenden Glauben, in welchem ich geboren, auferzogen und zum 
Priester geweiht worden bin, leben und sterben. 
Das Leichenbegängnis soll ganz prunklos und zwar in der orts 
üblichen 3. Klasse abgehalten werden; demnach hat jede Musik während 
des Grabganges und bei dem Grabe, die mir wie ein Hohn auf die 
zum Grabe getragene Leiche klingt, sowie auch jedes figurierte Requiem, 
statt dessen nur gesungene Messen gelesen werden sollen, zu unter 
bleiben . . . Nicht minder hat jede sogenannte Totenzehrung, wofür 
nur zu oft eine doppelte Kreide angewendet wird, zu unterbleiben. 
Für die die Leiche begleitenden hochw. Herren Priester wie auch 
für die zur Leichenbegleitung herzukommenden Bekannten aus der 
Ferne und für die beim Kondukte Dienste verrichtenden Personen wolle 
nach Abteilungen ein einfaches frugales Mittagessen bereitet und gereicht 
werden und zwar sollen die Kosten hiefür aus dem Nachlasse bestritten 
werden. 
An dem nach dem Leichenbegängnisse nächstfolgenden Tage soll 
für meine Seelenruhe eine hl. Messe gelesen (werden), während welcher 
von den Orts- und Pfarrarmen (etwa 30 an der Zahl und unter 
welche der Betrag per 30 st. zur Hand verteilt werden soll) zum Troste 
meiner armen Seele gemeinschaftlich der Rosenkranz gebetet werden 
wolle. 
Allen, die es stets mit mir wohl gemeint haben und mir so viel 
Gutes und Liebes getan und erwiesen haben, sei hiemit der wärmste 
Dank ausgedrückt; allen Beleidigern und Widersachern meine aufrichtige 
Verzeihung; allen, welche ich wissentlich oder unwissentlich beleidigt oder 
geärgert haben mag, leiste ich meine herzliche demütige Abbitte; allen 
bekannten, in Christo getreuen Seelen, die mir ehemals und auch bis 
jetzt noch nahe gestanden sind, sage ich ein herzliches Lebewohl mit der 
Bitte, für mich armen Sünder zu beten, damit Gott mir gnädig und 
barmherzig sein wolle. Somit Gott befohlen!" 
Das Leben des „weltvergessenen Klausners von Bründl" war 
äußerlich höchst unscheinbar gewesen, dafür aber um so reicher an 
geistiger Arbeit. Ersatz für heiteren Lebensgenuß bot ihm die
	        
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