Volltext: Die Ortsnamen des östlichen Oberösterreich

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Wintersdorf. Hier, nicht bei Freistadt (s. d.), ist vielleicht 
zu suchen das 1230 genannte Windischmarc (DU. 91, 20) ,windisches 
Grenzland4. Unsere Namensform geht auf 1356 Windisckendorf (UB., 
VII, 460) ; 1499 Windischdorff (AföG. 104, 322) ,beim windischen 
Dorf1 zurück, später volksetymologisch über wintv$dpvf zu ,Winters- 
dorf4 umgedeutet. 
Wirt. Mhd. wirt ,Bewirter, Gastwirt4, elliptisch ,zum Wirte, 
(kaum = mhd. wert ,Insel4, da er>ir mehr im Südosten des Landes 
üblich ist). 
Wögersdorf, ma. wegoMgof, Vgl. den gleichnamigen Ort in 
pB. Freistadt. 
Wolfing; im Wolvarin (UB., II, 97); 1125 Wolfarn (165); 
1376 Wolfforn (UB., IX, 56 cop.). Unechter ing-Name, ,bei den 
Wolfleuten, -jägern4. 
Würschendorf, ma. wwMndgof\ 1308 der Wiesehendorff er 
(UB., V, 1); 1373 Wyeschendorjer (UB., VIII, 667), Das Bestimmungs¬ 
wort ist unklar. Wenn man mit frühem Ausfall des r rechnen 
könnte (was nicht unmöglich ist, da r sicher schon im Mittelalter 
schwach artikuliert wurde, vgl. Hargelsberg im pB. Linz), so könnte 
man unter Annahme des Übergangs ir zu ier (der mbair. schon 
in mhd. Zeit gilt) an mhd. wirs (mit Fortis -s und deshalb möglichem 
Übergang zu -rsch) rechnen (Bedeutung ,beim schlimmeren Dorfe4, 
Spottname!). Über den ma. Einschub eines d zwischen 3 und n s. 
BHfV. 9, 92. 
Zeil. Viele ON. ,Zeil, Zeilach4 bei Zahn 516. Es liegt wohl 
nicht mhd. zile ,Reihe, Linie4, sondern mhd. zil) ztlach ,Dornbusch4 vor. 
Zettsdorf. S. Edtsdorf. 
Zeurz, Ober- u. Unter-, am Zeurzbache gelegen; 1347 Zeyrz 
(UB., VII, 31); 1357 hüb genant Zeyrtz (486); 1418 Ceirss (AföG. 
104, 624). Die Grundform ist anscheinand ein asl. *Syrica. In Betracht 
kommt asl. syrz ,Käse4 oder syrz ,feucht, roh4. Bei diesem ist wohl 
der Sinn schwieriger zu erschließen, aber da bei Substantiven, 
wenn sie Flußnamen bilden sollen, erst eine Suffixweiterbildung 
zum Adjektiv notwendig ist (z. B. syrr> ,Käse4, syrovz ,von Käse4, 
vgl. tschech. ON. Syrovice), so ist die Ableitung vom Adj. doch 
vorzuziehen. Als ältere Bedeutung ist nach lett. surs ,bitter, salzig4 
die von ,Bitterbach4 zu erschließen. Der Ersatz des anlautenden 
slaw. s durch bair. ts ist bis zum 13. Jh. regelrecht. Die Schrei¬ 
bungen ey für diphthongiertes slaw. y erklären sich entweder als 
Anzeichen der beginnenden Entrundung oder als Versuche, eine 
Lautung eü wiederzugeben (übrigens hat in mehreren slaw. Sprachen, 
sowohl im Tschech. wie im Slowen., vor folgendem Palatal ein 
Übergang des y zu i stattgefunden). Vgl. den steir. Bergnamen 
Zeiring, 1265 mons Zyrich (Zahn 516). 
Zinngießing, ma. dsigissen\ 1294 Tungozzinger (UB., IV, 
201); 1308 Tungazzinger (UB., V, 1); 1340 de feodo Tungussingerina 
(SchU., III, 406); 1361 Tungizzingen (UB., VIII, 22); 1499 Zinn¬ 
giessen (AföG. 104, 366). Z. PN. Tungöz (Forst. 433). Die jetzige, 
seit dem Ende des 15. Jhs. bezeugte Aussprache mit ts- ist wohl 
aus ts’t- (mit Dissimilation des 2. t) entstanden. Die Schreibung mit
	        
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