Volltext: Schärding [5]

die Jahreszahl 1681. Das neue Bad war 92 Schuh 
lang projektiert, gemauert und zwei Gaden hoch, mit 
Roßstall für ankommende Pferde und Stadel für die 
Armeleute. Der Voranschlag lautete auf 3010 fl. 
Im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts scheint 
die Kirche eine neuerliche Verschönerung erfahren zu 
haben. Aus stilistischen Gründen lind aus den recht 
lichen Gepflogenheiten im Kunstleben der bairischen 
Landgerichtsstädte müssen wir annehmen, daß damals 
die in Schärding ansässigen Meister, nämlich der 
über die Einrichtung erhalten. Aus der nahen Ver 
wandtschaft der Antipendiumöfiguren mit den Figuren 
gleichen Darstellungsinhalts an der Emporenbrüstung 
der Vraunauer Spitalökirche, die wohl anläßlich 
der Kirchenrenovation der Jahre 1697/98 entstanden 
sind, müssen wir auf die gleiche Meisterhand schließen 
und da liegt die Vermutung nahe in Sebastian 
Hagenauer, der ursprünglich in Schärding „an 
sässig war und dann sicher vor 1693 nach Braunau 
übersiedelte, den Meister des Brunnthaler Antipen- 
111|25. Antipendium des Choraltars in Maria Brunnenthal 
Bildhauer S e b a st i a n H a g e n a u e r und der aus 
Böhmen stammende Schreiner Stefan Tabor, 
die Schöpfer des schönen Choraltars in Kirchdorf a. I., 
die Verkleidung der unteren Westempore schufen (Bild 
111/23,24). In dieser Zeit scheint auch das reich poly- 
chromierte Antipendium mit der Darstellung der Wurzel 
Jesse, trotz seiner in die erste Hälfte des 17. Jhdts. 
weisenden, ganz an spätgotische Werke erinnernden 
stilistischen Merkmale entstanden zu sein. Bis zum 
Jahre 1668 war das Antipendium noch nicht an 
geschafft, deitir bis zu diesem Jahre sind die Rechnungen 
diums zu erblicken. Die freie Benützung des Stiches 
von I. v. Meckenem erklärt den stilistischen Anachro 
nismus in der Figuralkomposition des Antipendiums. 
(Bild 111/25). Zur gleichen Zeit wurde wohl auch 
das Chorgitter geschaffen, als dessen Meister Johann 
Ev. Lamprecht den 1694 — 1706 in Schärding tätigen 
Schlosser Joses Schwingseisen annimmt. 
(Bild >11/22). 
Die Kriegswirren des beginnenden 18.Jahrhdt. brachten 
wohl auch einen Stillstand im Kunstleben der Wall 
fahrt. Erft 1713 hören wir wieder von Verschöne-
	        
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