52
Josef von Bayern nach Schärding schenkte. Am Stelle der verlorenen Bergler-Bilder auch die Ge-
k5. Juli 1815 war der Altar durch den Salzburger mälde des „Letzten Abendmahls", der „Kreuzigung"
Steinmetzmeister Anton H ö g l e r bereits aufgerichtet. und „Taufe Christi" für die Seitenaltäre malte.
Der Altaraufbau in seiner strengen Architektur paßte An Stelle eines fehlenden vierten Bildes wurde wohl
ganz für den Geschmack der Zeit des Klassizismus, das vermutungsweise ebenfalls aus Regensburg aus
wohl aber nicht so sein barocker Figuralschmuck und dem Karmeliterkloster mitgekommene, etwa gar am
die alten Gemälde. Als Meister der neuen klassizistischen Hochaltar dort einst angebrachte Bild der Kar m e -
Seitenfiguren ist der Passauer Bildhauer Christian liter heiligen Therese zurechtgeschnitten, das heute
Jorhann d.I. archivalisch gesichert.^) AntonHögler den linken Altar im Ouerschiff ziert. Mit der zweiten
war wohl nur der Steinmetz, der die Figuren nach Abtretung des Jnnviertelö an Oesterreich trat neuer-
dem Modell des Bildhauers in Marmor übertrug lieh ein Stillstand in den Wiederherftellungsarbeiten
und daher dürfen wir in Christian Jorhann wohl der Stadtpfarrkirche ein. Erst 1837 erfolgte die Be-
auch den Meister des gesamten klassizistischen Figural- willigung zum Bau dcö Turmes, der am 18. Au-
schmucks des Altars und vielleicht auch den Urheber gust 1838 vollendet wurde. 1839 erhielt die Kirche ein
des von Högler ins Große übertragenen Modells neues Geläute, 1840 eine neue Orgel, 1854 einen
der neuen Marmorkanzel erblicken. Das neue neuen Kreuzweg. 1903—1904 wurde die Kirche von
Mittelblatt für den Hochaltar mit der Darstellung Max Gehri aus Mühlau bei Innsbruck neu mit
der Geburt Christi malte der ehemalige Passauer Fresken geschmückt; leider ließ das Dunkel, das so
Hofmaler ttnb damalige Direktor der Malerakademie lange über der hochbedeutenden Baugeschichte der
in Prag, Josef Bergler, die Aufsatzvignette mit dem St. Georgskirche in Schärding lag, den Künstler
Bild des hl. Georg uralte der Münchner Hofmaler nicht jene Note sonnig lichterfüllter Heiterkeit finden,
Michael Ha üb er, der in den Jahren 1815/16 an die dem Prachtbau der Meister Pawagner — Gu-
13) Thieme-Beck-r. Allgemein. Künstlerlerikon Band „I"(XIX). netsrhainer - Fischer zweifellos einst eigen war.
Der Bau der Wallfahrtskirche Maria Brunnenthal bei Schärding
Eine Episode aus dem Kunstleben einer kurbairischen Landgerichtsstadt?)
In der Ortschaft Haraberg, dreiviertel Stunden Nach einem Bericht des Landrichters von Schärding
von der Stadt Schärding entfernt, sprudelt aus Johann Achilles Jlsung vom Jahre 1661 kamen
dem Felsen eine Quelle hervor, die von jeher die Leute schon seit 18 Jahren, also seit etwa 1643
der heilige Brunnen genannt wurde. Sie diente oder 1644 (im Jahre 1744 wurde die erste Zen-
nicht bloß den benachbarten Bauern zur Deckung tenarfeier der Wallfahrt gefeiert s. Sammler IX,
des Wasserbedarfs, sondern wurde auch als Heil- 3 6. 1), an Sonn- und Feiertagen prozessionsweise,
quelle betrachtet und von vielen Wallfahrern auf- oft 200 —400 Personen, zu dem Brunnen. Bereits
gesucht. Als der Bauer Georg Auer zu Hara- 1646 suchte man beim kurfürstl. geistlichen Rat um
berg zum Danke für Genesung von schweren Leiden die Bewilligung zur Errichtung einer „Figur oder
unr 1640 eine noch erhaltene gemauerte Martersäule Creuzseul" an. Schon 1649 war nach Inhalt eines
beim hl. Brünnl errichtete und 1640 einen Opferftock gemeinsamen Berichts, welchen der Schärdinger
aufgestellt hatte, nahm der Zuzug von Pilgern und Kirchherr und Dechant Johann Adam Menzinger
Heilsuchenden immer mehr zu. (Bild 111/17) und der Landrichter Jlsung an den Geistl. Rat am
15. März 1661 erstattet hatten, zur Unterkunft der
>) Die vorliegende Studie gründet sich auf folgende Archivalien: bresthaften Leut sowohl eine Hütte als auch ein
Hauptstaatsarchiv (Abteilung Kreisarchiv) München Gerüchts- Hm,§ mit 4 Stuben von dem eingegangenen Opfer-
literalren des Jnnvrertels 96|5$ und 99|75 ferner auf die , , " r
Kirchenrechnungen des Landgerichts Schärding im Bayr. ^ ^ E ttW etU
Staatsarchiv Landshut Rep. XXX,1B Fase. 2t Nr. 258 Im Jahre 1651 erteilte der kurfürstl. Geistliche Rat
und 259, in München die Bewilligung zur Errichtung einer