Volltext: Schärding [5]

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1690 - 94 und später Bürgermeister war, 1400 fl. 
Die Nachricht dürfte sich aber wahrscheinlich auf den 
1686 in Bau befindlichen Choraltar beziehen, den 
inan wohl in der neuen Kirche wieder aufstellte. 
Wie Lamprecht aus der Kirchenrechnung vom Jahre 
1723 entnommen hat, spendete der Iimmermeister 
Andreas Höretöberger zur Verfertigung der mit 
reicher Schnitzarbeit gezierten Kanzel 980 fl. Die 
Plafond- und Wandflächen trugen nach Lamp- 
rechtö Bericht reiche Stukkatur-Verzierung und Fres- 
kenschmuck. Die Fresken stellten Szenen aus dem 
Leben und Martyrium des hl. Georg dar. Nach er 
haltenen Resten läßt sich für die Stukkarbeit an Ge 
wölbe und Altären auf den Linzer Stukkadorer 
Franz Jof. Ignatius Holzingeralö Meister s chließen, 
den auch der Vornbacher Abt Clarus Faßmann, 
ein gebürtiger Schärdinger, einige Jahre später 
(1728/33) für die Schmückung seiner Klosterkirche 
heranzog. Wohl als Abschluß des großen Neubauö 
der Stadtpsarrkirche lieferte der Passauer Orgelbauer 
Ignaz Eg ge da eher ein Orgelwerk mit 16 Registern 
und 16 Fuß Prinzipal, dem 1737 die Aufstellung 
des Kreuzwegs folgte. 
Der Kirchenbau hatte der Stadt schwere Verbindlich 
keiten auferlegt, waren doch nicht weniger als 31390 fl 
Anleihegelder zu tilgen. Der Magistrat suchte daher 
am 29. Mai 1741 beim Geistl. Rat an, daß von 
den Gottöhausgeldern 16014 fl abgeschrieben werden 
möchten. Man begründete das Ansuchen damit, 
daß die Stadt Schärding dadurch, daß man Pawag- 
ner und seine Bürgen nicht zur Schadloshaltung ver 
urteilte, um 16014 fl geschädigt worden sei und die 
wohlbemittelten Gotteshäuser leichter die Schaden 
„verbeißen" könnten als die Stadt Schärding. Das 
Ansuchen wurde aber bei der Regierung in Burghausen 
höchst mißfällig aufgenommen, man fand das Be 
gehren unbillig und unchristlich, warf den Schär- 
dingern vor, daß sie ohnehin an den armen Pawagner 
zu hohe Schadenersatzansprüche gestellt und die Zech 
fast über das alteium tantum übersetzt hätten und 
daß schließlich auch die Schärdinger Bauinspektoren, 
welche nebst den Pawagnerischen Bürgen bereits in 
die Ewigkeit abgefahren seien, „culpa lata" treffe. 
Am 7. Mai 1751 wies der Geistliche Rat das 
Ansuchen des Schärdinger Magistrats ab und 
lediglich die Moderierung der jährlichen Rück 
zahlungsraten a 150, 200 und 300 fl auf die 
Hälfte blieb der bescheidene Erfolg der Aktion, 
der wir allerdings heute unsere Kenntnis über 
die Geschichte des Schärdinger Pfarrkirchenbaus 
danken. 
DaS Ende des Jahrhunderts brachte eine neue Periode 
künstlerischer Bereicherung der Georgskirche. Im 
Jahre 1782 wurde die alte schadhafte Blechkuppel 
am Turm abgetragen und durch ein neues Kuppel 
dach mit Kupfereindeckung ersetzt. Der 1760— 1787 
tätige Schärdinger Iimmermeister Josef Höretsber- 
ger hatte, wie Lamprecht zu melden weiß, ein meister 
haft geformtes Kuppelbundwerk gearbeitet und auf 
gesetzt; am 11. Juni 1782 brach jedoch ein gewaltiger 
Orkan los, warf daö Bundwerk, das am Turm 
gemäuer noch nicht mittels Schließen befestigt war, 
in den Seilergraben hinab und schlug es in Trümmer. 
Der Iimmermeister Albert Kreuter, der 1785 den 
sogen. Krankengottesacker in Schärding erwarb, ver 
fertigte aus den Trümmern eine neue, ziemlich plumpe 
Kuppel; am 20. August 1782 wurde das vergoldete 
Kreuz gesteckt und die Kuppel mit Kupfer einzudecken 
angefangen. 1792/93 erhielt die Kirche durch den 
Paffauer Hofmaler Joses Bergler neue Altargemälde, 
von denen eine signierte verkleinerte Replik des 
Gemäldes der Taufe Christi im Besitze des Autors 
noch erhalten ist. 
In den Franzosenkriegen wurde die Kirche in Folge 
des feindlichen Bombardements ein Raub der 
Flammen. Am 26. April 1809 stürzte der Turm, 
der den Franzosen vornehmlich als Zielpunkt ihrer 
Geschosse diente, zusammen und vernichtete daö in 
Flammen aufgehende Kirchendach; das zusammen 
stürzende Kirchendach schlug wieder das Presbyteriums 
gewölbe ein und so verbrannten der Hochaltar, die 
Kanzel, die Stühle, in der Sakristei die Paramenten- 
kästen samt Inhalt, die Seitenaltäre wurden beschädigt, 
die Gemälde von Rauch geschwärzt, am Turm zer 
schmolzen die 5 Glocken, nur der Mauerkern mit 
dem Gewölbe des Langhauses blieb erhalten. Was 
der Wut der Flammen entgangen war, wurde durch 
feindlichen Mutwillen zertrümmert, geplündert und 
verschleppt, wie es mit Teilen des Kirchensilbers, der 
Paramente, mit den Orgelpfeilen u. a. geschah. Die 
Kirchenruine wurde während der feindlichen Okkupation 
als Magazin verwendet.") 
Unter der französisch-provisorischen Regierung geschah 
zur Wiederherstellung der Kirche nichts. Am 14. Sep 
tember 1810 wurde das GunetSrhainer'sche Kuppel 
gewölbe des Querschiffes eingeschlagen, da dessen 
u ) Lamprecht a, a. o. Bd. 2 S. 74'76.
	        
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