Volltext: Schärding [5]

bürgert. Bierbrauers, Behausung (nach anderer 
Variante bis an den Turm deö Lader, bürgert. 
Baderö) „solchergestalten zusammengefallen, daß fast 
gar keine Grundveste vorhanden und die allda 
situierten 8 Häuser, deren Gemäuer von den Hoch 
wässern durch und durch überschwemmt wurden, 
vor dem gänzlichen Einfall bedroht waren." Am 
30. Juli 1767 besichtigte der Münchner Hofmaurer 
meister Leonhard MatthaeuS Gießl die Mauer und 
stellte fest, „daß nicht allein die ober den Haft- und 
Schöffringen daraufstehende, der Bürgerschaft ge 
hörige Ringmauer gänzlich ruinös und an einigen 
Orten schon zusammengefallen sei, sondern daß sogar 
da6 untere Gemäuer, worin die Schössling sich be 
finden und welches von dem kurfürstlichen Mautamt 
unterhalten werden soll, was aber schon vor mehreren 
Jahren vernachlässigt worden, hin und wieder großen 
Teils ausgespült und dermaßen schlecht beschaffen ist, 
daß das 375 Schuh lange, mit Einschluß der Grund 
feste 13 — 14 Schuh hohe Gemäuer vom Fundament 
auS neu aufgeführt werden müsse, da eine Flickerei 
unnütz und hinausgeworfenes Geld sei." Im Oktober 
1767 war die Mauer bereits „derart zusammen 
gefallen, daß der zusammengefallene Steinhaufen 
sich der ebenen Erde vollkommen verglich, daß bereits 
ein wirklicher Fußsteig ausgetreten war und das 
Volk ohne Scheu in die Stadt und Wohnungen zu 
Baugeschichte der Schärdinger 
Schärding gehörte bis ins vierzehnte Jahrhundert 
in kirchlicher Beziehung zur Pfarre St. Florian. Die 
Erwähnung eines „Lunraclus vwaiius allhier" im 
Jahre 1352 läßt allerdings vermuten, daß damals 
bereits ein Filialkirchlein in Schärding bestand. Mit 
dem Aufblühen deö Schärdinger Bürgerstands wtichs 
auch das Bedürfnis nach einem eigenen, geräumigen 
Marktgotteshaus. In der Zeit bis 1360 war der 
Neubau eines Schärdinger Gotteshauses bereits 
vollendet, denn in einer Urkunde von 1360 wird 
bereits von der „neuen Kirche im Markte" gesprochen 
und bald darauf nahm auch der Pfarrer von St. Flo 
rian seinen Wohnsitz in Schärding und ließ die Seel 
sorge in der alten Mutterpfarre St. Florian durch 
Kapläne verrichten. Aus dieser ältesten Bauperiode 
stammen wohl der in seinen: Unterbau noch heute 
erhaltene Westturm und der bis 1715 bestandene. 
passieren, auch nebstbei das Vieh einzutreiben sich 
anmaßte." Am 29. Oktober 1767 erstattete der 
Schärdinger Mautamts - Maurermeister Blasius 
Aichinger, der kurz vorher aus Regensburg, wo er 
als Palier tätig war, nach Schärding übersiedelte, 
einen Ueberschlag auf „gänzliche Neuaufführung der 
Ringmauer bis zum Land- oder Mautzahlerturm" 
mit 2984 fl 35 kr und legte Grund- und Aufriß 
(Abb. III/ll) vor. Obwohl von der Ringmauer links 
neben dem Wassertor „noch 35 Schuh aufrecht 
standen, so war in Ermangelung deS Dachs auch 
dieser Mauerrest vom Regen und Ungewitter durch 
Jahre hindurch von obenher zerweicht und zum 
Verfallen hergerichtet und unten bei der Grundfest 
durch Hochwässer und Eisftöße große Löcher und 
Lucken ausgestossen", so daß schließlich in den Jahren 
1772/73 die ganze Mauer vom Frankinger Hof bis 
zum Waffertor von Blasius Aichinger neu herge 
stellt wurde. 
Gegen Feinde mit Kanonen und Minen hatte ja 
die Ringmauer schon damals ihren schützenden Wert 
verloren, gegen das tosende Element des GebirgS- 
stromes aber hatte sie und hat sie den Wert eines 
Bollwerks bis heute bewahrt und so blieb uns auch 
die Ringmauer am Inn intakt erhalten als ein 
Denkmal der schönen Stadt am Inn, dessen Bestand 
Heimatfreunde, Stadt und Denkmalsbehörde schützen. 
Stadtpfarrkirche zum hl. Georg 
aus alten Stichen bekannte Langhauöbau, von dem 
Schärdings unsterblich verdienstvoller Geschichts 
schreiber Johann Ev. Lamprecht, leider ohne Angabe 
seiner Quelle, berichtet, daß es eine dreischiffige 
Basilikalanlage gewesen sei, deren Mittelschiff ans 
8 Pfeilern ruhtet, oder aber wahrscheinlicher nach 
dem Gemälde Hans Donnauers vom Jahre 1588 
zu schließen, ein früher Hallenbau war, denn ein 
Dach deckt alle 3 Schiffe (Abb. 111/12 u. 111/13). 
Das 15. Jahrhundert, die Blüteperiode bairischer 
Spätgotik, brachte auch für die St. Georgskirche 
weitere bauliche Ausgestaltungen; 1453 baute der 
Pfarrherr von Taiskirchen, Heinrich Seifriedsberger, 
*) Die Nachrichten zur älteren Baugeschichte bringt Joh. Cv. 
Lamprecht in seiner „Beschreibung der Grenzstadt Schärding" 
t. Aust. (1860) S. 282|296; 2. Aust. (1887) 1. Bd. S. 77 
und 2. Bd. S. 50/82, im folgenden wiederholt angezogen. 
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