Volltext: Schärding [5]

39 
46 fl, der Passauer Glockengießer Karl Li di die 
Messingknöpfe und wohl Jakob Regele daö Holz 
werk lieferte. (Abb. 111/8)* 
Mit dein Namen deö Schärdinger Schreiners Regele, 
der daö Modell des Schärdinger Schlosses lieferte, 
hatte die kurze Episode Schärdings als fürstliche 
Residenzstadt der Barockzeit begonnen, mit denr Namen 
Negeleö endete sie. In Schärding scheint nämlich 
die Pflege der Musik sehr hoch gestanden zu sein. 
Schon Philipp Frey berichtete ain 21. Juni 1659 
voll Begeisterung, daß er „jüngstlich in der Schär 
dinger Pfarrkirche ein paar Knaben gehört, welche 
in Wahrheit edel bei Stimm und in ziemlicher Per 
fektion sind, wollte wünschen, daß gehört werden 
könnten." Einer dieser „Doinspatzen" war das Söhn 
lein deö Schreiners, der kleine Laurenz Regele. Der 
kunstsinnige Landrichter Jlsung hatte daö kleine Ta 
lent schon entdeckt und ließ dem Knaben durch den 
Schärdinger Kapellmeister Daniel Fürschewiz Ge 
sangsunterricht erteilen. Im Feber 1660 berichtete 
Jlsung dem Herzog nach Freising, daß der Gesang 
deö Knaben allgemein bewundert werde, daß er in 
Passau bei den Jesuiten und im Dom singe und 
daß sowohl die Jesuiten schon dem Vater Kost- und 
Lehrgeld ersetzen und ihn gratis studieren lassen wollten, 
als auch fein Lehrmeister den Buben haben und 
ihm in Wien oder München eine Stelle verschaffen 
wolle, daß er zeitlebens versorgt sei. Jlsung bot dem Her 
zog an, daß er ihm den Knaben überlassen wolle, 
wenn er sich bewähre. Und tatsächlich sandte Jlsung 
im Februar 1661 den elfjährigen Laurenz nach Frei 
sing. Vater Regele präsentierte den Jungen persön 
lich und auch sein Lehrmeister Daniel Fürschewiz 
wollte anschließend an seine Altöttinger Wallfahrt 
nach Freising kommen. Der kleine Regele blieb für 
den Herzog die letzte Erinnerung seines Schärdinger 
Hofhaltungstraumes. 
Daö Schärdinger Schloß in seinem neuen Glanz 
blieb zunächst Behausung des Pflegerö. Doch für 
die Erhaltung des alten Mauerwerks geschah nichts 
mehr. Zunächst erlag der stolze 24 Klafter hohe 
Turm der Altersschwäche. Er wurde noch vor dein 
Jahre 1721 abgetragen. Als die Schärdinger ihre 
neue Pfarrkirche erbauten, da gewährte ihnen Kur 
fürst Max Emmanuel nicht nur stattliche Anleihe 
gelder, sondern „applizierte zu dem Bau 
a u ch daö Steinwerk von d e m denro- 
l i e r t e n S ch l o ß t u r in." 22 ) So blieb das stolze 
Wahrzeichen des mittelalterlichen Schärding wenig 
stens der Substanz nach im Wahrzeichen deö Schär 
ding der Neuzeit, in seiner prächtigen St. Georgö- 
Pfarrkirche, erhalten. 
Was der Iahn der Zeit nicht vollendete, daS besorgte 
die fürchterliche Feuersbrunst am Fronleichnamsfest 
des 18. Juni 1724. Das Hochschloß mit den in 
den Jahren 1659/60 ausgestatteten fürstlichen Wohn- 
rüumen brannte völlig aus; nach dem Brande wurden 
nur mehr die für die Schloßpflege, für die Maga 
zine und für die Dienstboten nötigen Räumlichkeiten 
wiederhergestellt. Die herrschaftlichen Wohnungen 
blieben unauögebaut und das Schicksal des Schlosses 
als Ruine war damit besiegelt. 
Am 9. November 1775 um 7 Uhr Abends brach 
in Folge böswilliger Brandlegung des Sohneö eineö 
Militärproviantbäckers im Schlosse wieder Feuer 
aus, das die ganze Nacht hindurch wütete und alles 
vernichtete, waö die Brandkatastrophe des JahreS 1724 
noch verschonte. Die beiden Feuersbrünste hatten daS 
Steinwerk deö Schlosses, daS ja schon seit 1660 keine 
bauliche Instandhaltung genoß, so gelockert und zer 
mürbt, daß schon nach kurzer Zeitspanne die Haupt 
mauern zusammenstürzten und die gespenstisch ruinen- 
haft aufragenden Mauerreste von Jahr zu Jahr mehr 
abbröckelten. 
Mit dem Teschener Frieden des Jahres 1779 war 
auch daS einst kurfürstlich bayrische Schloß Schärding 
kaiserlich österreichisch geworden und wurde von der 
k. k. Kammeralherrschaft verwaltet. Mit dem Staats 
vertrag vom 27. Juni 1782 gingen die im äußeren 
Schloß gelegenen „Amtskastengebäude und Roßstall 
zwinger nebst der Kastenknechtswohnung und dem 
bei diesem befindlichen kleinen Gärtl mit dem darin 
stehenden alten, aus 4 Mauern und einer Dachung 
bestehenden Arreftorte" an daö Hochftift Passau 
über (Abb. 111/3)* Am 13. November 1786 um 9 Uhr 
Vormittag wurden durch die k. k. Kammeraladmini- 
stration sämtliche landeösürftlichen Schloßgräben und 
Gärten zu Schärding an den Meistbietenden ver 
kauft; hievon kaufte daö Hochstift Passau bezw. 
dessen Kastenamt Schärding für 124 fl 6 kleine 
Grundörtln, nämlich den sogen. Rehegarten, die 
Büchsenmacherseite, den Weiherfleck, den Mautfleck 
und das Mautgärtl, die dann wieder 1795 vom 
Hochstist um den gleichen Preis an den Passauer 
Pflegsbeamten Anton B r a n d l weiterverkauft werden. 
22 ) Siehe Rudolf Guby „Zur Bangeschichtc der St. Peter- 
und Pnulsstadtpfarrkirche i» Ried im Innkreis." Verlag des 
Instituts für ostbairrsche Heiinntforschung. (Im Erscheinen).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.